Ab und zu fühlen sich die drei gestandenen Herren fast wie junge Hüpfer. Wie damals, als die Schulfreunde Stefan Gwildis und Rolf Claussen noch auf dem Großneumarkt und in den Colonnaden spielten und dort auf Joja Wendt mit seinem rollenden Klavier trafen. Gut 40 Jahre her. Das Alstervergnügen gibt’s nicht mehr, jedoch die drei früheren Straßenmusiker. Kürzlich spielten „die Männer in den besten Jahren“ bei der Eröffnung von „Roncalli’s Weihnachtsmarkt“ vorm Rathaus – vor mehr weiblichen jungen Fans als vor Darstellern in Rentier-Kostümen.

„Wir sind die heiligen drei, die jeder kennt, der Claussen, der Gwildis und der Wendt“, reimen sie singend. (Selbst-)Ironie spricht aus derlei Zeilen wie auch ihr Bandname: Söhne Hamburgs. Er entstand vor Jahren bei einer Fete von Gwildis – mit schönem Gruß nach Mannheim.

Am ersten Advent laden die Söhne Hamburgs nach 2016 und 2017 zum dritten Mal zum Weihnachtsvergnügen der etwas anderen Art in die Barclaycard Arena. Zum Auftakt ihrer großen Nord-Tournee mit 13 (!) Shows – Aberglaube kennen wahre Hamburger nicht – haben die Söhne nicht nur Bass-Ukulele (Claussen) und Percussion-Sticks (Gwildis) in den Händen respektive die Pianotasten vor sich (Wendt). Das Mitbringsel der anarchischen Best-Ager-Boyband ist das frisch gepresste Album „Wieder zu Haus“ mit dem souligen Titellied von Gwildis und elf weiteren Songs wie „Die Schaffnerin“, eine Liebeserklärung Claussens an eine Bedienstete der Deutschen Bahn. Wendt hingegen besingt im rasanten Boogie-Woogie-Tempo den „Piano-Mann“ in sich. So klingen die höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten der drei durch.

Welchen Anteil die neuen Lieder an der Liveshow haben sollen? „50:50, nee 60:40“, sagt Wendt, der weit gereiste Piano-Entertainer. „75:25“, meint Gwildis, der Handschlag-Hamburger. „90:10“, widerspricht Claussen, der Frauenversteher und vollkommen Unvollendete. Einig sind sich die Söhne Hamburgs immerhin, dass das Texten, Komponieren und Arrangieren wie beim Debütalbum „Moin, Moin, Moin“ (2016) Teamwork war. Jener durchaus rockige Titelsong kommt auch im Süden an: „Was sacht die Kuh beim Wiederkäuen ...?“ Antwort: siehe oben.

Doch auch ein Weihnachts-Medley darf dem Touranlass gemäß nicht fehlen. Bei den Söhnen Hamburgs heißt es wie schon bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes anstatt „Jingle Bells“ dann „Sin­gle-Welt“ und statt „Last Christmas“ schlicht „Lars kriegt nichts.“ Ihre handgemachte Musik bewegt sich außer zwischen Jazz, Blues und Salsa (bei „Kira Petersen“, der Fischfachverkäuferin) immer auch an der Grenze zur Parodie. Dazu passen beim Konzert Instrumente wie Altflöte oder ein alter Gong. Indes: Das Jazzkombinat Hamburg, mit dem Wendt bereits im Frühsommer beim Elbjazz-Festival gespielt hatte, soll beim Tour-Auftakt in der Barclaycard Arena einen satten Bigband-Sound erzeugen.

Und wie sagt das Trio doch unisono: „Der einzige Unterschied zu früher ist unser Weihnachtswunsch: Damals brauchten wir Geld – heute wünschen wir uns nur noch Gesundheit …“

Die Söhne Hamburgs feiern Weihnachten So 1.12., 18.00, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten zu 39,- bis 57,30; www.soehnehamburgs.de