Stockholm ist immer noch ihre europäische Basis, doch seit mehr als zehn Jahren lebt Anna Ternheim in den USA. Die schwedische Singer-Songwriterin, 1978 in Stockholm geboren, wohnt in New York City, für die Aufnahmen ihrer Alben hat sie den „Big Apple“ jedoch ein paarmal verlassen, um in Nashville, Buenos Aires und zuletzt in Los Angeles Songs zu produzieren. „A Space For Lost Time“ heißt ihr siebtes Studioalbum.

„Ich wollte den Sound der amerikanischen Westküste in meine Musik bringen, doch am Ende klang es wieder nach einem einsamen schwedischen See“, sagt die Musikerin, die gerade nach Brooklyn gezogen ist: „New York hat für mich eine fast mythische Wirkung. Außerdem ist es ein guter Ort, um darin zu verschwinden. In Stockholm habe ich immer viele Leute auf der Straße getroffen, in New York könnte ich im Schlafanzug herumlaufen und niemanden würde es interessieren.“

In ihren neuen Songs reflektiert die Schwedin das Phänomen der Zeit. Das Album heißt zwar „A Space For Lost Time“, doch verlorene Zeit gäbe es eigentlich nicht, sagt Ternheim. „Ich habe in meinem Leben und in meiner Karriere das getan, was ich für richtig hielt. Deshalb habe ich auch etwas länger gebraucht. Mein Debütalbum kam erst heraus, als ich schon 26 war. Und das, obwohl ich schon als Zehnjährige angefangen habe, Songs zu schreiben. Ich habe lange geglaubt, dass meine Fähigkeiten als Songschreiberin und Sängerin nicht ausreichen“, sagt sie.

Inzwischen ist Anna Ternheim zu einer gefragten und respektierten Künstlerin geworden, die auch zu Hamburg eine enge Verbindung hat. „Ich habe schon 2007 beim Reeperbahn Festival gespielt, war später Mitglied in der Anchor-Jury und dieses Jahr zusammen mit dem Kaiser Quartett in der Elbphilharmonie wieder dabei.“ Die neuen Songs reflektieren eine Reihe von Begegnungen und Erfahrungen, die Ternheim in den vergangenen Jahren gemacht hat. Allerdings ist ihre Poesie durchaus verschlüsselt. „Ich bin die Einzige, die weiß, was mit den Texten gemeint ist. Aber jeder Zuhörer kann seine eigene Interpretation anwenden. Es reicht, wenn ich Gefühle auslöse“, sagt sie über die neuen Lieder, die sie intuitiv schreibt.

Ins Gruenspan kommt sie am 26. November mit kompletter Band. Oft tritt Ternheim auch als Solistin auf. „Ich fühle mich alles andere als einsam und habe immer ein gutes Gefühl. Die Sympathie des Publikums gehört dir ganz allein. Allerdings ist man auch etwas verletzlicher, wenn man scheitert“, sagt sie. Ihre ersten drei Platten hat sie noch mit voller Band aufgenommen, inzwischen arbeitet sie meistens allein mit dem Produzenten. „Du hast mehr Freiheiten, wenn du nur eine Gitarre nimmst und losspielst“, erklärt sie. Doch auf eine Solisten-Rolle festlegen lassen will sie sich auch nicht. „Die Songs sind wie Figuren, die man immer wieder anders kleidet“, sagt sie, „auf der Bühne sollen sie sich immer wieder neu anfühlen.“

Anna Ternheim Di 26.11., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 35,65 im Vorverkauf; www.annaternheim.com