Trennungen sind oft nicht nur mit Schmerzen, auch mit Unverständnis und Schock verbunden. Noah Baumbach lässt einiges davon nacherleben, wenn er an den Anfang seiner „Marriage Story“ zwei Liebeserklärungen setzt. In der einen sagt Charlie (Adam Driver), was er alles an
Nicole (Scarlett Johansson) mag, in der nächsten ist es umgekehrt.

Die beiden haben einen Sohn und arbeiten seit Jahren zusammen: Sie spielt als Schauspielerin in der Theatertruppe, die er leitet. Erst dann wird klar, dass dieses Paar bereits beim Scheidungs-Mediator sitzt und die Trennung beschlossene Sache ist. Als Zuschauerin kann man es kaum begreifen. So ein schönes Paar!

In dieser Hinsicht nimmt „Marriage Story“ einem alle Illusionen. Auch das schönste Paar wird durch die Scheidung hässlich: Als Nicole von New York nach Los Angeles zieht, weil sie dort eine Rolle in einer Serie bekommt, werden Rechtsanwälte eingeschaltet. Es beginnt ein unangenehmes Ringen um Besuchszeiten, ums Geld und darum, wer recht hat.
Nicole, die sich in ihren Wünschen nie ausreichend gehört fühlte? Oder Charlie, der meint, sie doch stets in allem unterstützt und gefördert zu haben?

Eindrücklich porträtiert Baumbach die Beziehungsdynamik zwischen Nicole und Adam in ihrer Modernität und Aktu­alität als Kampf um Gleichberechtigung jenseits klassischer Geschlechterrollen. Für komische Szenen sorgen die von Laura Dern, Ray Liotta und Alan Alda verkörperten Rechtsanwälte. Dern ragt als Glamour-Feministin mit aufs Geld gerichtetem Blick heraus. Liotta gibt wunderbar das Macho-Schlitzohr, Alda mimt den väterlichen Versteher. Herausragend auch beide Figuren im Zentrum, insbesondere Adam Driver, der Charlie als komplizierten, aber wunderbar offenen und uneitlen Mann verkörpert. Ein Oscar-Kandidat.

„Marriage Story“ USA 2019, 119 Min., ab 12 J., R: Noah Baumbach, D: Scarlett Johansson, Adam Driver, Laura Dern, am 23.11., 25.11., 26.11. (jew. 20.30) im Studio Kino; www.studio-kino.de