Was aus einem einstigen Kuhstall so kulturell alles erwachsen kann. Die Rede ist hier nicht von einem Konzertort beim Schleswig-Holstein Musik Festival frei nach dem Motto „Klassik auf dem Lande“, sondern von einem Veranstaltungsort mitten im Bezirk Wandsbek, im schönen Alstertal. Das Sasel-Haus im Hamburger Nordosten hat sich seit der Eröffnung 1980 nicht nur zu einem Garanten für Kultur und Bildung entwickelt, es hat schon vor seinem 40. Jubiläum am 5. Januar mehr und mehr renommierte Künstler angelockt.

Erst kürzlich etwa Victoria Trauttmansdorff und Wolf-Dietrich Sprenger. Mit dem aus dem Thalia und Ernst Deutsch Theater bekannten Schauspieler-Paar hatte Friedemann Boltes Strawinskys „L’histoire du soldat“ als Lesung mit Video-Einspielungen eingerichtet. Eine Eigenproduktion des Sasel-Hauses, welche die Sonntags-Konzertreihe ergänzte.

Boltes verantwortet sie als künstlerscher Leiter seit zehn Jahren. Obwohl das Sasel-Haus mit seinem Saal (450 Sitzplätze) Hamburgs drittgrößtes Stadtteilkulturzentrum nach dem Kultur­palast Hamburg (in Billstedt) und dem Goldbekhaus (in Winterhude) ist, bekommt es nur fünf Prozent der institutionellen Stadtteilförderung. Ehrenamtliches und privatwirtschaftliches Engagement sowie eine hervorragende Vernetzung mit den Hochschulen für Musik und Theater Hamburg und auch in Lübeck haben indes speziell der Konzertreihe einen hervorragenden Ruf eingebracht.

Diesjähriger Höhepunkt ist am Freitag, 15.11., der Auftritt von Sabine Meyer. Sie ist nicht nur Professorin in Lübeck, sondern noch immer die beste klassische Klarinettistin weltweit. Mit ihrem Mann Rainer Wehle, ebenfalls Dozent an der Musikhochschule Lübeck, bringt sie Studierende zum Konzert mit. Die Klarinette stand auch in der Reihe „Klassik von Anfang an“ im Mittelpunkt, mit dem das
Sasel-Haus wie seit 2012 jeweils vier Wochen lang Grundschülern in Hamburgs Nordosten versucht, das jeweilige Instrument näherzubringen.

Ein besonderes Sonntagskonzert folgt am 1.12. (11 Uhr): Die Hamburger Camerata feiert Weihnachten mit den Elbwichteln. Mit dem Concerto Köln im Mai und Pianist Martin Stadtfeld im Dezember haben sich für 2020 weitere Klassik-Künstler von Weltrang angekündigt.

Zweite kulturelle Säule im Sasel-Haus ist und bleibt die Unterhaltung. Schauspieler Christian Quadflieg gastierte hier ebenso wie die Comedians Hella von Sinnen oder Ingo Oschmann. Am 22.11. (20 Uhr) spielt der komische Theaterkünstler Willi Nachdenklich seine Show „Schatz your Maus!“ Mit seiner sogenannten Vong-Sprache à la „I bims“ hat er die Sprachlust einer ganzen jungen Generation geweckt.

Vertrauter für Erwachsene ist da am 14.12. „Ritter Rost – Das Kindermusical mit Theater con Cuore“. Veranstaltungsplanerin Nasi Tiessen, schon seit 17 Jahren im Sasel-Haus zuständig, hat 2017 auch das Theaterprojekt „Fremd in der Fremde“ mit Geflüchteten und „Alteingesessenen“ angeschoben. Die Vortrags- und Gesprächsreihe „Medien-Politik-Gesellschaft“, in der Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und „Sir Vival“ Rüdiger Nehberg Gäste waren, trägt nun den Zusatz „ImPuls“.

Und für den Nachwuchs im Sasel-Haus sollte gesorgt sein: Das Stadtteilkulturzentrum ist auch zertifizierte Kindertagestagesstätte. Das ist die dritte Säule der Existenz.

„Klassik von Anfang an“ Fr 15.11., 18.00, Sasel-Haus (S Poppenbüttel + Bus 24, 174), Saseler Parkweg 3, Eintritt frei, Anmeldungen unter T. 60 17 16 11; Infos über weitere Veranstaltungen und Programm: www.saselhaus.de