Wie weit eine Mutter für ihr Kind gehen kann, das hat schon Sally Field im Filmdrama „Nicht ohne meine Tochter“ bewiesen. Julie Delpy geht nun noch mal einen Schritt weiter. Und rührt dabei an ein Tabu. Das wird das Publikum spalten, deshalb muss man gleich darauf hinweisen. Man verrät dabei allerdings schon recht viel über den Film.

Der nimmt nämlich gleich zwei überraschende Wendungen. Zunächst hat man es hier mit einem Drama über einen Sorgerechtsstreit zu tun, bei dem sich die Genetikerin Isabelle (Julie Delpy) und ihr Ex-Mann James (Richard Armitage) einen erbitterten Streit um ihre Tochter Zoe (Sophia Ally) liefern. Aber dann fällt Zoe plötzlich in ein Koma. Und die Eltern müssen erschüttert damit umgehen, dass ihr Kind bald sterben wird.

Der Film stellt den Zuschauern eine komplexe ethische Frage

Das allein wäre schon Stoff für zwei Filme. Julie Delpy dreht die Geschichte dann aber noch mal in eine ganz neue Richtung. Bis dahin hat man schon in kleinen Momenten immer mal bemerkt, dass wir nicht ganz in der Gegenwart, sondern in einer nahen Zukunft leben. Das wird vollends deutlich, als Isabelle auf dem Sterbebett ihrer Tochter eine Genprobe entnimmt. Und damit gleich nach der Trauerfeier nach Moskau fährt. Dort ist ein Arzt (Daniel Brühl) aufs Klonen spezialisiert. Und den will sie überreden, ihr ihre Tochter zurückzubringen.

Der Film rührt an ein aus guten Gründen ethisches Tabu. Aber Delpy lotet das ganze Thema einmal nicht rein wissenschaftlich-moralisch aus, sondern betrachtet es von einer emotionalen Seite aus. Das stellt jeden Zuschauer vor die Fraget: Würde ich nicht genauso handeln?

„My Zoe“ D/F/GB 2019, 102 Min., ab 12 J., R: Julie Delpy, D: Julie Delpy, Richard Armitage, Daniel Brühl, Sophia Ally, Gemma Arterton, Patrick Güldenberg, Tijan Marei, Lucas Prisor, Julia Effertz, Saleh Bakri, im Abaton; Internet: www.just-publicity.de/filme/my-zoe