2018 feierte das Automuseum Prototyp sein zehntes Jubiläum. Aber bereits vor mehr als 25 Jahren hatten dessen Gründer Thomas König und Oliver Schmidt in einer Garage angefangen, ein paar alte Autos zu hegen und zu pflegen. Inzwischen sind im privat finanzierten Museum in der HafenCity auf drei Etagen handverlesene Raritäten aus 80 Jahren Sport- und Rennfahrzeug-Ära zu sehen.

Noch etwas älter ist die Mille Miglia, die als Autorennen von 1927 bis 1957 auf einem Dreieckskurs im Norden Italiens stattfand. Für 1000 Meilen brauchten die schnellsten Fahrer damals gut zehn Stunden und 45 Minuten (auf öffentlichen, nicht abgesperrten Straßen), wundert sich Benjamin Pichelmann, entspricht die Siegerzeit doch einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157 km/h.

Der Fotograf hat die Mille Miglia, die 1977 wiederbelebt wurde und heute eine der populärsten Oldtimer-Rallyes weltweit ist, erst vor fünf Jahren entdeckt. Ein Verleger hatte ihm davon erzählt, als der Hamburger einen Alfa Romeo aus den 30er-Jahren fotografierte. Auf das Ablichten von Automobilen versteht sich der international tätige Fotograf schon länger. Unter dem Motto „1000Miglia by Benjamin Pichelmann“ sind seine schönsten Motive der Rallye von diesem Freitag an in der Fotogalerie im Untergeschoss des Automuseums zu sehen.

Von 2014 bis 2018 hat Pichelmann (heute 43) die Mille Miglia alljährlich im Mai besucht, fuhr jeweils vier Tage lang von Brescia nach Rom und zurück mit, einmal sogar als Co-Pilot in einem der alten Fahrzeuge. „Aus gut 200 Fotos pro Jahr die besten auszusuchen, war eine Herausforderung“, sagt der Künstler. Insgesamt 25 haben es in die Ausstellung geschafft – der Platz ist begrenzt. Doch Pichelmann ist es gelungen, die spezielle Atmosphäre dieses italienischen Rennsport-Klassikers zumindest in Teilen nach Hamburg zu transportieren. Sowohl die Eleganz der Original-Fahrzeuge als auch die Leidenschaft der Fahrer und Zuschauer. All das zudem im Zusammenspiel mit der grünen Landschaft.

Mal fotografierte er vom Streckenrand aus einen Bugatti (Baujahr 1928), ein anderes Mal aus dem Wagen heraus hautnah ein anderes Fahrerduo. „Ich habe für jedes Jahr einen eigenen Look gewählt“, sagt Pichelmann. Je nach Wetter. Und so finden sich nach vielen Schwarz-Weiß-Fotos für das Super-Jahr 2018 besonders warmtönige Werke. Die Auto-Palette reicht vom Mercedes SSK (Baujahr 1929) im Wert von 17 (!) Millionen Euro bis zum VW Käfer der 50er-Jahre.

Pro verkauftem Bild (Preis; je 390 Euro) der limitierten Auflage geht eine Spende in Höhe von je 50 Euro an die NCL-Stiftung. Sein Schnellschuss, ein Porsche von 1953 auf einem Zebrastreifen in Brescia, entstand morgens von oben aus dem Hotelzimmer, war indes bereits vor der Vernissage weg. Pichelmanns Lieblingsmotiv trägt übrigens den Titel: „Autowaschen verboten“. Es zeigt ein Häuschen ohne Auto ...

1000Miglia By Benjamin Pichelmann montags bis sonntags jeweils 10 bis 18 Uhr, bis 16.2. 2020, Automuseum Prototyp (Bus 111), Shanghaiallee 7, Eintritt 10, ermäßigt 4,50 Euro (Familienticket 22 Euro); www.prototyp-hamburg.de