Der Film „Shakespeare In Love“ war Ende der 1990er-Jahre ein großer Kunst- und Publikumserfolg. Top besetzt mit Joseph Fiennes und Gwyneth Paltrow, Colin Firth, Judi Dench und Ben Affleck, fuhr
die Disney-Produktion am Ende sieben Oscars ein, darunter auch für den besten Film.

Den Theaterregisseur Franz-Joseph Dieken interessiert der Stoff aus mehrerlei Gründen. Zum einen ist er in den Theatern von Multiintendant Axel Schneider als Komödienspezialist bekannt. „Das liegt mir irgendwie. Das fühle ich“, sagt er. Zum anderen ist Shakespeare, der hier als Figur auftaucht, sein absoluter Lieblingsautor. Derzeit probt Dieken für die Premiere am 27. Oktober die Bühnenaufführung von „Shakespeare In Love“ am Altonaer Theater.

„Der Film hat mich geflasht, weil er von einer doppelten Fiktion erzählt. Als Theater im Theater. Es gibt verschiedene Realitäten“, meint Franz-Joseph Dieken. „Da sind wir gar nicht weit weg von der Wirklichkeit, wenn man zum Beispiel auf die heutige Medienlandschaft guckt.“ Die Stückfassung stammt wie das Drehbuch von einem ausgewiesenen Theaterduo, Marc Norman und Tom Stoppard.

Verwechslungskomödie um das Theater und eine große Liebe

Die Geschichte ist pure Fiktion. Auch wenn sie so geschrieben ist, dass Shakespeare sie gut hätte erfinden können. Sie bedient nämlich sehr geschickt die Zutaten des elisabethanischen Theaters mit seinen Verwechslungs- und Verwirrspielen, Aristokraten und Knallchargen. Ende des 16. Jahrhunderts soll William Shakespeare einem Theatermacher aus finanzieller Klemme helfen und eine Komödie liefern. Doch dem Autor wiederum fehlt nicht nur Geld, sondern auch eine zündende Idee. Im Zuge eines dann doch noch sich entwickelten Stückes und seiner Aufführung verliebt sich Shakespeare in eine junge, theaterbegeisterte Adelige, die aber einem anderen versprochen ist.

Dieken beschäftigt an dem Grundkonflikt, dass hier ein Autor in der Schaffenskrise zu dem zurückfindet, was seine wahre Bestimmung ist. „Die Liebe zwischen zwei Menschen mündet in eine universelle Liebe“, so Dieken. Shakespeare habe auf eine Art das ganze Leben abgebildet. Sei in spirituelle Sphären hineingegangen. Im Zuge dieser Entwicklung verwandeln sich die Figuren. „Von der schwärmerischen Liebe Violas und der aufbrausenden Liebe Shakespeares kommen beide Figuren zu einem Erkennen. Im biblischen und wirklichen Sinne. Das bedeutet, den anderen so zu sehen, wie er ist. Aber auch die Unausweichlichkeit zu begreifen, dass alles endet“, sagt Dieken. „Das ist der Bogen, in dem wir alle aufgespannt sind. Den wir füllen oder an uns vorbeirauschen lassen können. Dieses Bewusstsein widerfährt den Figuren und damit auch den Zuschauern.“ Das Tragische und das Komödiantische sind untrennbar verwoben.

Dieken bekennt sich zur Komödie. „Sie ist mir das liebste. Die Komödie ist hochmusikalisch. Das ist Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus. Wie eine gute Partitur“, so der Regisseur. „Innerhalb des Rhythmus muss man trotzdem Brüche und Emotionen spielen. Man kann nicht nachlassen. Wenn sich die Darsteller entspannen, geht der Zuschauer verloren.“ Glückt der Abend, wird er wie bei Shakespeare einen großen Kosmos aufspannen.

„Shakespeare In Love“ Premiere So 27.10., 19 Uhr, Vorstellungen bis 6.12., Altonaer Theater (S Altona), Museumstraße 17, Karten zu 22 bis 44 Euro T. 39 90 58 70