Restaurants, die Wert legen auf Design, auf eine gewisse urbane Coolness, gelten gern mal als ungemütlich, laut und kühl. Zugegeben: Auch beim Pane e Tulipani, jenem an den Kunstverein angedockten Lokal, drängt sich dieser erste Eindruck auf: Der Gastraum erinnert mit seinen hohen Decken und klaren Linien wesentlich mehr an ein New Yorker Loft als an den urigen Italiener um die Ecke. Doch Lillo Cammalleri und sein Team vollbringen das feine Kunststück, diese beeindruckend schicke Kulisse mit einer unglaublichen Herzlichkeit aufzuladen.

Wir kehren an einem Sonnabend mit größerer Runde ein, um den Geburtstag einer Freundin zu feiern. Der reservierte Tisch steht bereit, bestückt mit großen Liliensträußen. Wie aufmerksam das Personal ist, zeigt sich direkt zu Beginn, als wir unsere Geschenke auf der Tafel drapieren. Unsere junge Bedienung, die vom Lässigkeitsgrad her auch gut und gern in einem angesagten Club arbeiten könnte, erkundigt sich nach dem Anlass und sagt dann mit unaufgesetzter Freundlichkeit: „Oh, wie toll. Wir werden euch einen richtig schönen Abend bereiten.“

Das Pane e Tulipani ist nach dem Film mit Bruno Ganz benannt

Auch Chef Lillo Cammalleri schaut zur Begrüßung kurz vorbei. Mit seiner markanten Reibeisenstimme ließe sich gewiss noch der härteste Parmesankäse raspeln.

Der Sizilianer Cammalleri ist das, was gemeinhin als Original bezeichnet wird. Das Pane e Tulipani – benannt nach dem gleichnamigen Film mit Bruno Ganz – hat er 2007 eröffnet, um gehobene italienische Küche im mittleren Preissegment anzubieten. Längst ist das Restaurant zum Hamburger Klassiker avanciert.

Das Essen beginnt mit einem Gruß aus der Küche: eine mit delikatem Dressing angemachte Komposition aus Gorgonzola auf Feige. Eine herzhafte Süße – und ein toller Auftakt. Dazu mundet wunderbar pikantes wie locker gebackenes Pizzabrot. Auf der Karte locken diverse Antipasti und Salate, doch weil es draußen stürmt und regnet, entscheiden wir uns für eine stärkende Suppe (Preis: 10,50 Euro) als Vorspeise: Der Kokos-Blumenkohl-Schaum mit gegrillten Ricottabällchen und Rote-Bete-Streifen bringt den Geschmack des Gemüses hauchzart zur Geltung.

Zum Hauptgang fällt die Wahl zwischen Pasta-Variationen, Dorade, Scampi, Entrecote und Perlhuhnbrust alles andere als leicht. Viele in unserer Runde ­entscheiden sich für die Spezialität des Hauses: Linguini aus dem Parmesan mit frisch gehobeltem Trüffel der Saison (18,50 Euro). Ein Gericht, das lange im gastronomischen Gedächtnis verankert bleiben wird. Die Nudeln verschmelzen regelrecht mit dem würzigen Käse. Und die vom Kellner direkt am Platz über dem Teller gehobelten Trüffel gehen eine ­äußerst schmackhafte Liaison mit der Pasta ein.

Zu späterer Stunde verwandelt sich das Restaurant in eine Lounge

Danach lockt noch der Nachttisch, etwa ein Pistazienparfait mit karamellisierten Mandelsplittern (10,50 Euro).

Außer einer handverlesenen Weinauswahl verfügt das Pane e Tulipani auch über eine gut bestückte Bar, die zum entspannten Verweilen einlädt. Und zu Hip-Hop-Klängen verwandelt sich das Restaurant zu späterer Stunde nach und nach außerdem noch in eine Lounge. Herzlichkeit inklusive.

Pane e Tulipani Klosterwall 23 (U Stein­straße), montags bis freitags 12 bis 14.30 Uhr und 18 bis 1 Uhr, sonnabends ab 18 Uhr, T. 80 60 16 88, restaurant@pane-e-tulipani.eu