Ganz schön dicke Bretter bohren sie beim Hamburger Kammermusikfest International. Zum zehnten Mal geben sich unter dieser Überschrift international gefragte Solisten und Nachwuchsmusiker auf dem Sprung zur Karriere ein Stelldichein in den Kammermusiksälen der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle sowie in der Kulturkirche Altona.

Die handverlesenen Programme der sieben Abende verraten eine Philosophie ganz eigener Art. Das fängt mit den Besetzungen an: Da trifft ein Klaviertrio auf einen Rezitator, musiziert ein Streichtrio mit Trompete und Harfe, oder ein Streichquartett bittet Kontrabass und ein Akkordeon hinzu.

Aber was heißt hier Klaviertrio oder Streichquartett? Kein einziger Abend besteht ausschließlich aus Werken für ein und dieselbe Besetzung, wie es geneigte Hörer von den etablierten Kammermusik-Reihen gewohnt sind. Beim Kammermusikfest nähert man sich der größten Formation gleichsam von den Rändern her.

So beginnt der Geiger Andrey Bara­nov das Eröffnungskonzert am 29. Oktober im Kleinen Saal der Laeiszhalle ganz allein. Der belgische Violin-Virtu­ose Eugène Ysaÿe hat einen Zyklus von sechs Sonaten für Solo-Violine geschrieben und mit jeder einem berühmten ­Geigerkollegen ein Denkmal gesetzt. Jede von ihnen ist ein Prüfstein der Violin-Literatur. Baranov spielt die George Enescu gewidmete Sonate op. 27 Nr. 3.

Baranov ist ein typisches Beispiel für einen vielfach preisgekrönten Solisten. Sogar den berühmten Königin-Elisabeth-Wettbewerb hat er gewonnen, er konzertiert in den ersten Häusern der Welt – und trotzdem ist sein Name der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Was eben gerade nicht an seinen Qualitäten als Musiker liegen dürfte. Und damit ist er unter den Künstlern des Kammermusikfests nicht allein.

Die Pianistin Elisaveta Blumina lebt in Hamburg, konzertiert weltweit und ist die künstlerische Leiterin des Festivals. Sie trägt „Suggestion diabolique“ von Prokofjew für Klavier solo zum Programm bei und, im Verein mit dem Cellisten Alexander Rudin, das „Große Duett“ von Galina Ustwolskaja aus dem Jahr 1959.

Zwischendurch liest Stephan Szász aus dem grandios satirischen Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow. In der zweiten Konzerthälfte mündet das Programm in Franz Schuberts Klaviertrio B-Dur, und den Abschluss macht „Monti“, ebenfalls für Klaviertrio, vom 1962 geborenen Yuri Povolotsky.

In diesem Stil geht es bis zum 8. November weiter. Futter für all die, die Musik nicht nur genießen, sondern aktiv hören wollen.

10. Hamburger Kammermusikfest International Eröffnungskonzert Di 29.10., 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal (U Stephansplatz), Eingang Gorch-Fock-Wall; Streichtrio, Trompete, Harfe Mi 30.10., 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal;

Streichquintett, Akkordeon Sa 2.11., 19.30 Uhr Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall), Platz der Deutschen Einheit 1;

Streichtrio, Gesang Mo 4.11., 19.30 Uhr Elbphilharmonie, Kleiner Saal; classicYoungstRs I Di 5.11., 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal; classic YoungstRs II Mi 6.11., 20 Uhr, Kulturkirche Altona (S Holstenstraße), Max-Brauer-Allee 199; Abschlusskonzert Fr 8.11., 19.30 Uhr, Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Karten zu 25, ermäßigt 12,50 Eurpan allen bekannten Vorverkaufsstellen; www.musikfoerderung.de/kammermusikfest/