„Bla, bla, bla, bla, bla, bla, bla, bla, bla bla, bla, bla“: Wenn das nicht der beste Refrain des Jahres ist, weiß ich auch nicht. Schöner hat „Bla, bla“ jedenfalls noch nie geklungen als im Song „Speechless“ auf Mius drittem Album „Modern Retro Soul“, das soeben erschienen ist. Tatsächlich lässt diese Platte einen in vielerlei Hinsicht sprachlos zurück.

Mit ihren Alben „Watercoloured Borderlines“ (2015) und „Leaf“ (2017) und als Netzwerkerin von „Ladies Artists Friends“ und „musicHHwomen“ hat Miu einen festen Stand in der umtriebigen Hamburger Musikfamilie, aber dennoch blieb das Gefühl, dass sie auf den ersten beiden Alben noch viele Kompromisse eingegangen ist. Die Vergleiche mit Adele oder Amy Winehouse, die hier und da verfasst wurden, waren jedenfalls völlig überzogen. Talent hin, Talent her.

Und sie bleiben es auch, denn Miu steht für sich und braucht für „Modern Retro Soul“ keine Vergleiche mehr. Dieses Ding ist Mius Ding. Hundert Prozent. Ihre irrsinnig erscheinende Idee, alles in der Hand zu haben und via Crowdfunding gleich ein ganzes Doppelalbum einzuspielen, ist hervorragend aufgegangen. Die erste Hälfte ist die Modern-Soul-Seite, die Songs „Take The Money And Run“, „Holy Grail“ oder „So Much More“ klingen satt, direkt, mit knarzenden Gitarren, tanzenden Bässen, triumphalen Bläsern, Streichern, Orgeln, Chören. Eine Gala der Melodien und Arrangements, die nach Big Budget klingt, aber nicht ist. Das spricht für das Können und auch die Hingabe aller Beteiligten bei diesem Projekt.

Die zweite Hälfte, „Retro Soul“, nimmt das Tempo raus auf einer Zeitreise zurück zu Motown und Stax. Mius Stimme rückt weiter nach vorne und macht die Songs „It’s A Trap“ oder „Wake Me Up“ zu echten Heartbreakern. Und sie schleudert allen, die sie abgeschrieben haben, noch ein garagenkrachendes „Fuck You Very Much“ entgegen. Stark.

Miu Do 10.10., 20 Uhr, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Eintritt 25 Euro; www.miu-music.org