Vor 23 Jahren kam Dolly, das erste geklonte Säugetier, auf die Welt. Fix, wie Filmproduzenten oft sind, entstand kurz darauf die Idee, das Thema in Form eines Actionthrillers weiterzudenken. Doch langsam, wie Hollywoods Mühlen manchmal mahlen, sollte es zwei Jahrzehnte dauern, bis Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer weit genug war, um „Gemini Man“ zum Leinwandleben zu erwecken.

Wie beim Thema Klonen üblich weckt auch dieser Film am Ende zwiespältige Reaktionen: War das jetzt viel Lärm um nichts? Oder soll all der Lärm überdecken, dass der Mensch hier etwas geschaffen hat, vor dem ein relativ trivialer Gegenstand wie ein Spielfilm einfach kapitulieren muss?

Doch der Reihe nach. Henry Brogan (Will Smith) ist so etwas wie ein ganz normaler Superheld. Er stammt aus keinem anderen Universum, besitzt weder eine mutierte DNA noch eine milliardenschwere Portokasse, um technisch hochgerüstet auf Verbrecherjagd zu gehen. Einzig Talent und Training haben ihn zum fähigsten Scharfschützen gemacht, den der US-Geheimdienst DIA je hatte. Weil auch in dieser extrem kleinen Arbeitsmarktnische akuter Fachkräftemangel herrscht und Brogan nach 52 staatlich sanktionierten Auftragsmorden an Frührente denkt, soll sich nun auszahlen, dass Geheimdienstprojektleiter Clay Verris (Clive Owen) 23 Jahre zuvor aus dem genetischen Material seines besten Mitarbeiters einen Klon erschaffen hat.

Mithilfe fantastischer, weil kaum mehr als solche identifizierbarer CGI-Technik, spielt Will Smith auch diesen jungen, schlicht Junior genannten Elitesoldaten, dem vorsichtshalber störendes Beiwerk wie Schmerzempfinden und Empathie aus den Erbanlagen gestrichen worden war. Als erster großer Auftrag soll er niemand Geringeren als Henry Brogan, also sein älteres Ich, eliminieren. Das stürzt Brogan auch in emotionale Konflikte, die er nicht zuletzt mithilfe der kampfsportbegabten Agentin Danny (Mary Elizabeth Winstead) zu lösen sucht.

Meisterregisseur Ang Lee ist bekanntermaßen nicht nur ein psychologisch ziemlich versierter Erzähler. Er hat auch einen Technikfimmel und experimentierte schon in „Hulk“ und „Life Of Pi“ lustvoll wie ein Kind mit Motion-Capture- und 3-D-Verfahren. Für „Gemini Man“ haben er und sein Kameramann Dion Beebe sich etliche, mal mehr, mal weniger sinnvolle Effektspielereien ausgedacht. Ob auch ein geklonter Mensch so etwas wie eine Seele besitzt, entpuppt sich zwar als die eigentliche Kernfrage dieses Films, wird hier letztlich aber so schematisch beantwortet, als sei „Gemini Man“ nichts anderes als ein ganz normales Vater-und-Sohn-Drama.

„Gemini Man“ China/USA 2019, 117 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Ang Lee, Darsteller: Will Smith, Clive Owen, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, UCIs Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek