Sein erfolgreiches Konzept libanesisch-mediterraner Küche hat Mark Riad Lambert in seiner neuen Dependance nun noch differenziert.

Orient? In Hamburg? Das dicht besiedelte Grindelviertel bietet zwar baulich kaum noch Platz für die bauliche Nachverdichtung, jedoch kulinarisch. An der Ecke Heinrich-Barth-Straße/Rutschbahn darf man sich seit Kurzem fühlen wie im Orient. Sechs Jahre lang bot an der Rutschbahn 17 das Café Nuestro mediterrane Spezialitäten, zuvor das Café Solo leckeren Flammkuchen und Cidre.

Zwar ist die Zeit des Draußensitzens unter der Linde dieses Jahr wohl vorbei, umso mehr versucht Gastronom Mark Riad Lambert im Hala Mignon in zwei stilvoll gestalteten Räumen im Erd- und Untergeschoss mit petrolfarbenen Wänden, in Gold gerahmten Spiegeln und Kristallleuchtern Herzen und Gaumen zu erwärmen.

Das macht der gebürtige Libanese mit dem Restaurant Hala (zu Deutsch: „Herzlich willkommen“) bereits seit einigen Jahren in Othmarchen. Sein erfolgreiches Konzept einer libanesisch-mediterranen Küche hat der Chef in seiner neuen 40-Plätze-Dependance in Rotherbaum nun noch differenziert. Die Gäste können im Hala Mignon („das niedliche Hala“) am Abend die Mezza, kleine Speisen in Schälchen, teilweise selbst zusammenstellen.

Das Angebot, neun verschiedene kalte Mezza als Vorspeisen zu ordern, arrangiert von einem der beiden Köche, erweist sich als kulinarische Fundgrube. Mit 18 Euro – ganz Neugierige oder mehr als zwei Personen können für 22 Euro sogar zwölf kalte Mezza kosten – ist es sehr fair kalkuliert. Ein Schälchen Houmos (Kichererbsenpüree) oder Taboule (Petersiliensalat) kostet 5,50 respektive 6 Euro. Die beiden Vorspeisen munden zu dünnem Fladenborot ebenso wie marinierte Rote Bete mit Sesam und Thymian (6) oder fruchtig-würziges Bulgur mit Harissa, Pistazien und Granatapfelkernen (6,50 Euro).

Als Hauptgang wählen wir sechs warme Mezza für insgesamt 49 Euro: Süßkartoffeln-Frites mit Zantar und Makloubé (orientalisch gewürzter Reis), als einzelne größere Schalen mit 4 respektive 7,50 Euro am günstigsten, sind quasi Bei- und Grundlage für das, was da noch kommt: zarte und fein gebratene Calamaretti mit Koriander, Harissa und Aioli, schmackhaftes Curry-Apfel-Huhn, Lammbällchen mit Mandeln auf Joghurt-Minze-Soße und eine Hähnchenroulade mit Schafskäse und Walnüssen, in dieser Kombination das teuerste Einzelgericht (10,50 Euro).

Der smart-gewitzte Kellner Alla („Aber nicht wie Allah!“), der sich gern „Aladdin“ nennt, hat die Weinliebhaberin am Tisch da schon überzeugt: Der Rosé aus Judäa (0,2 l für 7,50 Euro) erweist sich dank seines kräftig-trockenen Aromas als Offenbarung und perfekte Unterstützung der Hauptspeisen, aber auch die Bio-Apfelschorle schmeckt. „Aladdin“, erzählt er, kommt aus Beirut, bekanntlich die vielfältigste Stadt des Nahen Ostens. Genau diese Internationalität verkörpert das Lokal. Gilt indes auch für Service-Kollegin Patricia, eine Hamburgerin aus Honduras, die an diesem Abend der englischen und arabischen noch spanische Worte im gastfreundlichen Hala Mignon beisteuert.

Unser Manko: Am Ende ist kein Platz mehr für ein Dessert. Bleibt der Kardamom-Mokka – wie auf einem Basar. Tipp für Eilige: Die Mezza gibt es in der günstigeren Variante von dienstags bis freitags auch auf der Mittagskarte. Besser aber, man lässt sich Zeit – und Platz im Magen.

Hala Mignon Rutschbahn 17 (Bus 4, 5, 15), dienstags bis freitags 12 bis 15 Uhr, 17 bis 23 Uhr, sonnabends 17 bis 23 Uhr, sonntags 13 bis 22 Uhr, Reservierungen empfohlen unter T. 21 99 69 00