Die Stadt is(s)t im steten Wandel. Orte verändern ihr Gesicht, bleiben bestenfalls ihrem Charakter treu. So jüngst geschehen beim Golden Pudel Club am Fischmarkt. Nach dem Brand 2016 wurde die subkulturelle Spielstätte mühe- und liebevoll saniert. Ein Ergebnis ist ein neues Obergeschoss. Mit dem Barboncino Zwölphi zog ein Lokal ein, das das Zeug hat zum tollen Nachbarschaftstreff.

Auf der Terrasse lässt sich bei Sonne industriecharmant mit Hafenblick essen und trinken – ein kleines Bierbank-Idyll. Und wir schauen zurück und freuen uns über ein bestens gemischtes Hamburg an diesem Flecken. Kein Chichi, sondern Wuffwuff. In Pudel-Sprache: leben und leben lassen. Diese Offenheit ist auch im Inneren zu spüren. In einer Ecke des hellen Raumes laden mit Spielkarten dekorierte Wände zum Verweilen ein, in einer anderen grüßt eine Kakadu-Tapete. Die Fenster geben den Blick frei auf Elbe, Schiffe, Kräne. Herzstück bildet ein Tresen-Karree, hinter dem das sehr freundliche Gas­tro-Team von Chickpeace agiert.

Seit 2016 kochen in dieser Initiative geflüchtete Frauen aus Syrien, Somalia, Eritrea sowie Afghanistan und beliefern mit bunten Büfetts Gesellschaften und Veranstaltungen. Im Barboncino Zwölphi lassen sich die kulinarischen Köstlichkeiten von Chickpeace dienstags bis freitags auch als Mittagstisch genießen.

Wir bestellen am Tresen: Zur Wahl stehen ein kleiner Chickpeace-Teller mit einer Falafel und zwei Varianten (5 Euro) sowie eine große Portion mit zwei Falafeln und drei Varianten (7,50 Euro). Bei besagten Varianten sind vier zur Auswahl – allesamt köstlich: Der Rote-Bete-Salat auf einem Rucolabett mit Walnüssen hat eine wunderbar pikante Süße. Die arabischen Kartoffeln überraschen mit einer exquisiten Räuchernote. Und der pikante Kichererbsensalat mit Linsen, Paprika und Koriander bildet einen angenehm frischen Kontrast zum sämig-würzigen Hummus, der mit Roter Bete angemacht ist und mit frischem Fladenbrot gereicht wird. Die Falafeln wiederum sind außen herrlich knusprig und innen saftig. Lecker!

Angesichts der Kühle nehmen wir noch eine arabische Linsensuppe mit Minze (5 Euro), die uns aromatisch durchwärmt. Diverse interessante Limonaden runden das Geschmackserlebnis ab – etwa ein auf Minze basierender Durstlöscher namens Nana (2,90 Euro).

Das Wort „Barboncino“ stammt übrigens aus dem Italienischen und heißt so viel wie „Pudelchen“. Und das Zwölphi lässt sich sowohl als Steigerungsform von „Elphi“ als auch als Anspielung auf die Uhrzeit deuten, zu der dieser herausragende internationale Mittagstisch angeboten wird. Ein Besuch lohnt sich allemal.

Barboncino Zwölphi Chickpeace-Mittag­essen Di–Fr 11.30-15.30, St. Pauli Fischmarkt 27 (Bus 112), barboncino@pudel.com