Wie man einen royalen Auftritt inszeniert, der Publikumsmassen schon mit den ersten Takten, den ersten Eindrücken wegbläst, hat ihre fünf Jahre ältere Schwester Beyoncé 2018 beim Coachella Festival gezeigt. Die Doku „Homecoming“ präsentierte eine Show, die der Kollegin Kleopatra sicher gut gefallen hätte.

Nun aber ist wieder Solange dran mit dem Bestauntwerden. Ihre Alben sind weniger überwältigend als die Hitschleudern von Beyoncé, sie tendiert mit allem, was sie macht, in eine andere Gesamtkunstwerk-Richtung, immer ganz genau auf den jeweiligen Ort abgestimmt. Und: je exklusiver und spezieller, desto besser. An dieser Stelle kommt die Elbphilharmonie ins Spiel. Denn dort und nur dort wird Solange an zwei aufeinanderfolgenden Abenden ihre Konzept-Performance „Witness!“ vorstellen. Mit diesem Gast-Auftritt ist das Konzerthaus in bester Gesellschaft: Frühere Shows wurden an High-Class-Kunst-Adressen inszeniert: „Metatronia“ materialisierte sich 2018 im Hammer Museum in Los Angeles und war eine genreübergreifende Begegnung von Tanz und Skulpturen, angereichert mit Grübeleien über Architektur und Meditation.

Im August 2017 war Solange mit „Seventy States“ in Londons Tate Modern. Da das weltbekannte Museum am Themse-Ufer durch die Elbphilharmonie-Architekten Herzog & de Meuron gestaltet wurde, war das womöglich ein Grund, wieder in eine HdM-Location zu gehen. Damals ging es um die Identität afroamerikanischer Frauen und um Fragen von Identität. Musikvideos und Gedichte wurden ebenfalls gereicht.

Mit dem Performance Piece „Scales“ lud Solange nach Texas ein, auf das riesige Gelände der Chinati Foundation in Marfa, einer klitzekleinen Wüstenstadt. Jetzt aber: Hamburg. Was hier passiert? Niemand weiß es genau. Auch mal schön.

Solange: „Witness!“ Mo 16.9., Di 17.9., jew. 20.00, Elbphilharmonie, Gr. Saal, Platz der Deutschen Einheit 1 (Bus 72i), Di ausverkauft, für Mo Restkarten ab 59,70 an der Abendkasse; www.elbphilharmonie.de