Als vor 20 Jahren die Hip-Hop-Jam unter dem Namen „Flash“ im Hamburger Stadtpark lief, war das der erste Höhepunkt der explodierenden Rap-Szene in der Hansestadt. Fettes Brot war damals schon mit „Nordisch By Nature“ dabei, Dendemann verblüffte als Rapper des Duos Eins, Zwo mit seinen gereimten Wortkaskaden, auch Samy Deluxe zeigte als Hochgeschwindigkeits-Freestyler mit Dynamite Deluxe seine Extraklasse.

Wenn das Deichbrand-Festival am Donnerstag, 18. Juli, auf dem Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz beginnt, gibt es ein Wiedersehen der alten Hip-Hop-Cliquen aus Pinneberg und Eimsbush. Fettes Brot ist mit einem neuen Album am Start und hat jüngst ein Warm-up-Konzert auf Helgoland gegeben; Dendemann und Samy Deluxe sind seit einigen Jahren als Solokünstler unterwegs und zählen immer noch zur Creme de la Creme des deutschen Hip-Hops – allerdings mehr für ein Publikum der Generation Ü 30 und nicht mehr für die Schulhof-Kids

Die Organisatoren beim Deichbrand setzen ohnehin nicht auf ein ganz junges Publikum, sie versuchen einen Spagat zwischen Old-School-Hip-Hop, Rock, Punk, Pop und Electro hinzubekommen. Das scheint auf zwei großen und einer Zeltbühne sowie einem „Electric Island“ genannten Dancefloor möglich.

Wer am Sonnabendabend (20.7.) etwa keine Lust auf Two Door Cinema Club hat, kann zum britischen Techno-Pionier Dave Clarke abtanzen, der nach einer 14-jährigen Pause wieder ein neues Album aufgenommen hat. Dieser Stilmix hat in den vergangenen Jahren gut funktioniert: Mit 50.000 Zuschauern hat Deichbrand sich nach Wacken und dem Hurricane zum drittgrößten Festival Norddeutschlands entwickelt.

Als Headliner stehen in diesem Jahr außer Fettes Brot – das Trio präsentiert in Cuxhaven seine aktuelle Show zum ersten Mal – Thirty Seconds To Mars, Biffy Clyro, Cro und die Chemical Brothers fett gedruckt auf den Plakaten. Ursprünglich war auch die britische Electro-Breakbeat-Band The Prodigy angekündigt, die seit den 90er-Jahren für mitreißende Bühnenshows stand. Doch nach dem Selbstmord ihres Sängers Keith Flint im März dieses Jahres mussten die Veranstalter prominenten Ersatz besorgen und fanden den in den Chemical Brothers, die wie The Prodigy und Fatboy Slim zu den Pionieren des sogenannten Big Beat zählen. Der größte Hit des Duos aus Manchester war „Galvanize“ vom Album „Push The Button“.

Noch eine zweite Absage erreichte die Festivalmacher vor gut einer Woche. Auch Feine Sahne Fischfilet, die linke und politisch stark engagierte Punk-Band aus Greifswald, musste ihren Auftritt und ihre gesamte Tournee absagen, weil Gitarrist Christoph Sell sich bei einem Fahrradunfall den Arm gebrochen hat. Für die Combo um Sänger „Monchi“ Gorkow springen die australischen Clowns ein, eine Hardcore-Punk-Band aus Melbourne.

Auf jeden Fall wird wieder Lokalmatador Alligatoah dabei sein. Der Hip-Hop-Künstler gehört fast schon zum Inventar beim Deichbrand: Er ist in Neuenwalde aufgewachsen – Luftlinie nur zehn Kilometer vom Festivalgelände entfernt.

Deichbrand Do 18.7. bis So 21.7. Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz, Anreise per Pkw über BAB 27, Ausfahrt Neuenwalde, Bus-Shuttle vom Bahnhof Cuxhaven, Kombiticket 149 Euro, Tages­tickets Fr-So je 89 Euro