Manchmal ist es schwer zu glauben, aber tatsächlich kann Hip-Hop immer noch mehr sein als ein Verbrauchertipp für Konsummittel und Lifestyleprodukte oder auch Mittel zur Selbstinszenierung. Schließlich war und ist Hip-Hop immer noch ein Spiegel der Gesellschaften, in denen er entsteht, und das gilt ganz besonders auch für Südamerika, wo die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse viele Künstlerinnen dazu verpflichten, sie in Reimen zu betrachten und zu beschreiben.

Korruption und Machismo, Armut und Gewalt, Frauenfeindlichkeit und ungleiche Rechte sind Alltag im Umfeld von Rapperinnen wie Ana Tijoux aus Chile, Rebeca Lane aus Guatemala, Alika aus Uruguay, Karol Conká aus Brasilien und Sara Hebe aus Argentinien. Besonders Letztere, am 11. Juli mit Gitarrist Ramiro Jota und Drummer Edu Morote zu Gast im Goldenen Salon des Hafenklangs, sieht ihre Songs auch als politisches und feministisches Manifest: „Wir befinden uns gerade an einem historischen Moment, in dem Frauen häufiger in der Szene auftauchen als Männer. Denn die Geschichte ist sexistisch, und diese Struktur fällt gerade auseinander“, sagte sie im Interview mit dem „Missy Magazine“. Seit 2007 aktiv, beklagt sie die Konzentration argentinischer Rapper auf die gewohnten lyrischen USA-Exporte: Status und Chicas calientes („heiße“ Mädchen).

Auch die 1983 in Trelew geborene und in Buenos Aires lebende Sara Hebe rappt auf Cumbia-Rhythmen über Partys, Liebe und Reisen, aber die historischen und aktuellen Hintergründe, die Militärjuntas der 70er- und 80er-Jahre oder die Wirtschaftskrise 2001 sind immer in ihrem Bewusstsein präsent und bestimmen ihr Motto auf dem aktuellen vierten Album „Politicalpari“: Poesie ist politisch.

Sara Hebe, Lisaholic, Rapfugees, Kuto Quilla Do 11.7., 21 Uhr, Goldener Salon (Bus 111), Große Elbstraße 84, Eintritt 12 Euro an der Abendkasse