Als Jimi Hendrix 1969 in Woodstock die amerikanische Nationalhymne dekonstruierte, formulierte er damit eine ohrenbetäubend laute Kritik an seinem Land. 50 Jahre später kommt ein anderer Künstler daher und lässt seine Gitarre genauso wütend aufheulen. Gary Clark Jr., afroamerikanischer Künstler aus Texas, wird mit seiner Kritik jedoch noch viel deutlicher, weil er sich nicht auf ein In­strumental beschränkt wie Hendrix, sondern zu „This Land“ einen Text geschrieben hat. „Lauf, Nigger, lauf“ fordert ihn ein rassistischer Nachbar auf, „geh dorthin, von wo du gekommen ist“. Doch Clark sieht keine Veranlassung, das Land zu verlassen und nach Afrika auszuwandern. „Ich bin ein Sohn Amerikas. Dieses Land gehört mir“, antwortet er mit Vehemenz und zitiert dabei den weißen Folkmusiker Woody Guthrie und seinen Song „This Land Is My Land“.

17 Songs befinden sich auf „This Land“, so auch der Titel des aktuellen Albums von Gary Clark Jr. Bis auf Platz sechs kletterte seine dritte Studioplatte. Der Sänger und Gitarrist aus Austin wurde in der Vergangenheit mit Hendrix und Stevie Ray Vaughan verglichen, doch sein musikalischer Kosmos geht über den Electric Blues weit hinaus. Auf „This Land“ gibt es Songs mit Neo-Soul, bei denen Clark im Falsett singt, knüppelharten Rock, Dub, Twang, mit „The Governor“ aber auch einen archaisch anmutenden Song mit akustischer Gitarre, der klingt, als sei er in den 30er-Jahren aufgenommen worden.

Die Themen sind nicht nur bei „This Land“ politisch, auch andere Songs wie „Feed The Babies“ oder „Feelin’ Like A Million“ haben einen gesellschaftsrelevanten Hintergrund. Einige der Tracks wirken leider überproduziert, die Konzerte sind jedoch immer untadelig.

2010 spielte er bereits zum ersten Mal beim Crossroads Guitar Festival, das von Eric Clapton gegründet wurde. Wer dort auftreten darf, hat es in die Phalanx der großen Gitarristen geschafft.

Gary Clark Jr. Fr 14.6., 19.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten zu 43,50 im Vorverkauf; www.garyclarkjr.com