„Wer war eigentlich dieser Künstler Otto Dix?“, fragt Uwe M. Schneede in seinem jüngst erschienenen kleinen Büchlein über eben diesen. „Maler der Neuen Sachlichkeit, Gesellschaftskritiker, Naturalist, Bildreporter des Kriegsfaszinosums oder – ganz im Gegenteil – mahnender Pazifist?“

Es sind die vielen überraschenden künstlerischen Wendungen, auf die der Kunstprofessor und ehemalige Hamburger Kunsthallen-Direktor Bezug nimmt. Sie spiegeln nicht zuletzt die politisch und gesellschaftlich unruhigen Zeiten wieder, in denen Otto Dix (1891-1969) lebte, vom Kaiserreich und dem Ersten Weltkrieg über die Revolution und die Weimarer Republik, die NS-Herrschaft mit dem Zweiten Weltkrieg bis zur Nachkriegszeit.

Fest steht: Otto Dix gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Seinen 50. Todestag nimmt die Fabrik der Künste in Hamm zum Anlass, eine Ausstellung mit Werken aus fünf Jahrzehnten und somit auch die vielen Facetten des Malers und Grafikers zu zeigen.

Sie ist in Kooperation mit der Galerie Nierendorf in Berlin entstanden, die auf die klassische Moderne und den deutschen Expressionismus spezialisiert ist. Letzter Stilrichtung entfernte sich Dix nach anfänglicher Begeisterung und wendete sich nach 1920 – in Abkehr dieser „Schönfärberei“ – einer realistischeren Malweise zu. Diese gipfelte in Überzeichnungen und einer drastischen Darstellung der hässlichen Seite des täglichen Lebens und der Menschen.

Dabei war sein Schaffen maßgeblich geprägt durch die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, zu dem er sich als Freiwilliger gemeldet hatte. „Der Schützengraben“ von 1923 gilt als eines der zentralen Antikriegsbilder dieser Epoche. Die Themen Hunger und Kriminalität bestimmten auch später noch sein künstlerisches Werk. Berühmt geworden ist Dix aber vor allem durch seine grotesken und gesellschaftskritischen Porträts. So sind etwa die Farblithografien „Matrose und Mädchen“ und die „Kupplerin“ zu sehen.

Aber auch Aquarelle, Salonbilder und Landschaften gehörten zum Repertoire des Künstlers, dessen „Richtungswechsel zwingend“ waren, so Schneede, „um stets eine zeitgemäße Malerei mit immer neuen Bildmitteln zu schaffen“.

„Otto Dix. Werke aus fünf Jahrzehnten“ bis 7.7., Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 10/12, Di-Fr 15.00-19.00, Sa/So 12.00-18.00, Eintritt 5,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren frei); www.fabrikderkuenste.de