Aufstieg und Fall, Triumph und Tragik – Theater und Politik haben durchaus Parallelen. Oft reagieren Bühnen auf gesellschaftliche Entwicklungen, in Zeiten der Demoskopie und Mediendemokratie indes noch nicht express. Die Nahles-Saga – Krawall, Mobbing und ein gewöhnungsbedürftiger Humor als Zutaten wären gewiss – um eine einsame Polit-Frau käme wie Knall auf Fall, und so eröffnet „Die Schulz-Story“ am 11.6. (19.30 Uhr) im bereits ausverkauften Altonaer Theater die achten Privattheatertage (PTT). Das Stück vom Studio Theater Stuttgart basiert auf dem Buch des „Spiegel“-Autors Markus Fel­denkirchen, in dem der „ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz“ des Ex-SPD-Kanzlerkandidaten schildert.

Jenes Stück ist das erste von vieren im Bereich Komödie. In dem ist mit Das kleine Hoftheater die einzige Hamburger Bühne vertreten: Das Haus aus Horn zeigt in Stefan Leonhards Regie „Herbstgold“, eine Zwei-Generationen-Romanze für vier, am 19.6. ebenfalls in Altona.

Wie üblich zwölf Stücke für Komödie, (Moderner) Klassiker und (Zeitgenössisches) Drama hat eine Reise-Jury unter fast 90 Bewerbern ausgewählt. Bis 23. Juni konkurrieren die Theater um drei Monica-Bleibtreu-Preise und einen Publikumspreis – alle undotiert. Eine PTT-Nominierung gilt bereits als Auszeichnung. „Privattheater sind gewünscht, gebraucht, gewollt“, sieht Axel Schneider ein wachsendes Interesse. Außer seinen Bühnen in Altona, Rotherbaum (Kammerspiele, Logensaal) und in Bergedorf (Haus im Park) hat der Festivalchef für das finale Highlight der Saison erstmals auch das Theater Kehrwieder gewonnen: Dort spielt am 21.6. das Drama „111 übern Berg“ vom Theater Die Färbe aus Singen.

München ist gleich dreimal dabei: Das kleine Metropoltheater, 2017 mit „Das Abschiedsdinner“ PTT-Gewinner im Sektor Komödie, zeigt am 20.6. im großen Ernst Deutsch Theater seine Adaption des Meyerhoff-Romans „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Bei den Klassikern konkurrieren auch das Theater Blaue Maus mit Enzenbergers „Der Untergang der Titanic“ (13.6., Lichthof, ausverkauft) und das Teamtheater Tankstelle mit „Törless“ (16.6., Haus im Park); die Münchner Fassung nach Musils Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törless“ gilt auch als aktueller Beitrag zur #MeToo-Debatte.

Wie aktuell Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ noch immer ist, soll sich im Drama vom Figurentheater Mensch, Puppe! am 18.6. in den Kammerspielen zeigen. Am Vorabend widmen sich in Winterhude ihre Bremer Kollegen von der Bühne Cipolla ebenfalls mit Figuren dem Poe-Klassiker „Der Untergang des Hauses Usher“.

Privattheatertage Di 11.-So 23.6., jew. 20.00 in neun Häusern, Karten zu 9,- (erm.) bis 29,- und Programm: www.privattheatertage.de