Wer weiß, was aus UFO geworden wäre, hätte es nicht die Scorpions gegeben: Von den Hannoveraner Hardrockern wechselte 1973 das damals gerade 18 Jahre junge Gitarren-Wunderkind Michael Schenker zu den ebenfalls aufstrebenden Pendants aus London. In den folgenden Jahren war für UFO, für Sänger Phil Mogg, Schlagzeuger Andy Parker, Bassist Pete Way und den dünnen blonden Saitenbieger und Songschreiber Schenker nur der Himmel die Grenze. Mit Songs wie „Doctor, Doctor“, „Rock Bottom“ und „Lights Out“ ebneten sie den Weg für Maiden und Priest, für Slayer und Metallica.

Der Preis für den Legendenstatus war schon in den Hochzeiten in den 70er-Jahren beachtlich. Das Wunderkind erwies sich als Sorgenkind, verließ die Band gern und oft noch auf der Bühne, ballerte sich um und mit seinem Abgang 1978 endete auch die klassische UFO-Phase.

Zwar schaute Schenker immer mal wieder kurz vorbei, zuletzt von 2000 bis 2003, aber nach dem in diesem Metier üblichen Verschleiß von gut 30 Musikern sind heute nur noch Phil Mogg und Andy Parker dabei, wenn UFO am 10. Juni in der Fabrik das 50. Bandjubiläum feiert. Michael Schenker ließ im Vorfeld verlautbaren, dass er für die Feierlichkeiten nicht zur Verfügung steht, um es mal freundlich umzuformulieren.

Der langjährige Keyboarder und Gitarrist Paul Raymond starb im April


Ebenfalls nicht mehr dabei ist leider auch Keyboarder und Gitarrist Paul Raymond, der 1976 ins UFO stieg und die Band bis zum 13. April 2019 treu – mit einigen Abstechern zur Michael Schenker Group und anderen Projekten – und versiert begleitete. Er starb kurz nach Tourbeginn im Alter von 73 Jahren überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts, auf den Plakaten und Promo-Fotos ist er noch zu sehen. Das Alter und nicht mehr der Lebensstil sorgt jetzt dafür, dass sich die Reihen der Rockstars der 70er-Jahre immer weiter lichten. „Man weiß nie, wer der nächste ist. Aber wir werden uns alle wiedertreffen“, sagte Michael Schenker im Interview mit dem „Talking Metal“-Podcast. Im Himmel trifft man sich wieder.

Schon vor dem Abschied von Paul Raymond war für Phil Mogg und Andy Parker, Bassist Rob de Luca und Gitarrist Vinnie Moore klar, dass die plakativ „Last Orders“ genannte Tour die letzte Konzertreise der Überirdischen werden soll. Sie wollen nicht mehr „Doctor, Doctor“ spielen, bis der Arzt kommt. Ein letztes „Lights Out“, dann gehen die Lichter aus. So reiht sich UFO ein in die lange Reihe der Rock-Giganten der 70er-Jahre, die es noch ein letztes Mal krachen lassen wollen, von Black Sabbath bis KISS.

Aber das muss ja nichts heißen. Vielleicht gibt es doch noch die zweite Luft. An Bands, die den Rücktritt vom Rücktritt erklärten, mangelt es ja nicht. Womit wir wieder bei den Scorpions wären. Die hatten ihre Abschiedstournee bekanntlich vor neun Jahren angekündigt – nächste Woche spielen sie in Malaga.

UFO, Velvet Viper Mo 10.6., 20.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 36,- im Vorverkauf; www.ufo-music.info