Nur ein paar Handgriffe braucht es. Für die Brühe, Nudeln, eine Scheibe Braten, Frühlingszwiebeln, ein gekochtes Ei. Mehr nicht. So scheint es zumindest anfangs von „Ramen Shop“. Doch schon bald wird klar: Ramen, eine Nudelsuppe und fast so etwas wie das japanische Nationalgericht, ist eine Kunst für sich. Und wie in jedem Essen steckt auch in der Suppe viel Geschichte. Das wird in Eric Khoos Film durch eine kleine, aber sehr vielschichtige Familiengeschichte deutlich, in der die Beziehung zwischen Japan und Singapur und die dunkle Kriegsvergangenheit einen Widerhall finden.

Der junge Masato (Takumi Saitoh) betreibt ein kleines Ramen-Restaurant mit seinem Vater. Als der stirbt, findet Masato bei ihm einen Koffer voller Erinnerungen seiner Mutter, die lange tot ist. „Ramen Shop“ folgt Masato nach Singapur, ihre Heimat, wo er die Food-Bloggerin Miki (Seiko Matsuda) kennenlernt, die ihm die Esskultur-Historie des Landes näherbringt und ihm hilft, den Spuren seiner Mutter nachzugehen. Rückblenden streuen die Liebesgeschichte von Masatos Eltern ein und stoßen schließlich auf einen ungelösten Konflikt mit der Großmutter, die sich mit Masatos Mutter bis zu deren Tod nie ausgesöhnt hat.

Die amouröse Annäherung zwischen Masato und Miki hätte der Film nicht gebraucht, und so interessant die Szenen zu den kulinarischen Traditionen auch sind: Emotional wird man erst in der zweiten Hälfte stärker in den Film gezogen, wenn sich das Familienpuzzle allmählich zusammensetzt und der Film sich ganz auf die Vergangenheit mit ihren Nachbeben in die Gegenwart konzentriert.

Khoo erzählt von all dem mit angenehmer Zurückhaltung und einer unaufdringlichen Sentimentalität. Am ergreifendsten ist, wie der fremde Enkel versucht, mit seiner Oma zusammenzufinden. Während der Film die Leidenschaft des Essens zelebriert, wird spürbar, welches Glück und welch tiefe Bedeutung in diesen Suppen und im Essen generell liegen. So macht „Ramen Shop“ nicht nur Appetit mit all den aufgetischten Köstlichkeiten, sondern beschwört auch die Kraft der Versöhnung dieses tröstenden Comfortfoods – und reicht damit weit über das Familienschicksal hinaus.

„Ramen Shop“ Singapur, Japan u.a. 2018, 90 Min., o.A., R: Eric Khoo, D: Tsuyoshi Ihara, Seiko Matsuda, Takumi Saitoh, täglich im Filmraum (OmU), Studio (OmU); www.neuevisionen.de