Die Hamburger Moorweide hat in den vergangenen Jahrzehnten einige besonders schöne Veranstaltungen erlebt. Sogar mal eine Fußball-Fiesta, als der damals noch an der Rothenbaumchaussee beheimatete HSV 1983 das Double aus deutscher Meisterschaft und Europacup der Landesmeister feierte. Vier Jahre später errichtete André Heller auf der Grünfläche vor dem Dammtor-Bahnhof den Vergnügungspark „Luna Luna“ – auch Kunstfurzer hinterließen im „Palast der Winde“ nachhaltigen Eindruck.

Einmal ist keinmal, sagt sich nun Hellers österreichischer Landsmann Bernhard Paul, der 1976 mit Heller den Circus Roncalli gegründet hatte. Und so gastiert Roncalli nach 2017 zum zweiten Mal auf der Moorweide: „Storytelling: Gestern, Heute, Morgen“ heißt das neue Programm, das von diesem Freitag bis zum 14. Juli im neu errichteten Chapiteau zu erleben ist.

Am Dienstag rollte ein 750 Meter langer Sonderzug von Köln nach Hamburg. Mit 80 historischen Wagen für 120 Artisten ist Roncalli eines der größten Zirkusunternehmen der Welt. Doch schon Mitte der 90er-Jahre hatte Direktor Paul die Nummern mit Wildtieren gestrichen, seit dem Vorjahr ist auch die letzte Tiernummer passé – Pferde und Ponys. Roncallis Schwerpunkt liegt von jeher auf Poesie, Magie und Akrobatik, ergänzt von Livemusik. „Es ist ein Drahtseilakt, sich selber treu zu bleiben und trotzdem etwas Neues zu probieren“, sagt Bernhard Paul vor der Hamburg-Premiere, der vierten Gastspielstadt der diesjährigen Tournee.

Statt eines echten Elefanten stellt Roncalli etwa ein Hologramm in die Manege. Dieser falsche Dickhäuter soll auch einen Kopfstand zeigen – welch schöner Schein. Und zum ersten Mal in der Zirkusgeschichte lässt Paul auch einen Roboter auftreten, eine Show für Jung und Alt war der Circus Roncalli schließlich schon immer. Trotz moderner Technik wird es weiterhin menscheln, Comedy und Clownerie machen es auf heitere Art möglich. Als neue Publikumsliebling gilt der Clown Chistirrin, aus dem Zirkuschef Paul „einen geschliffenen Diamanten“ machen möchte.

Der Rohstoff bleiben die Künstler. Auch bei der Verpflegung der Besucher will Roncalli möglichst auf Plastik verzichten. Es sollen ausschließlich Papiertüten sowie wiederverwertbare Becher und Strohhalme verwendet werden. Von Mitte Juli an muss dann nur noch wieder Gras über dem Zirkus-Gastspiel mitsamt der Fläche wachsen.

„Storyteller: Gestern, Heute, Morgen“ Premiere Fr 7.6., 20.00, bis 14.7., Roncalli-Zelt (S Dammtor), Moorweide/Mittelweg, Karten zu 16,80 bis 73,60 in der Abendblatt-Geschäfts­stelle, Großer Burstah 18–32, Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; www.roncalli.de