Ulrich Matthes war früher von Friedrich Schiller ziemlich genervt, weil sein Vater diesen so bewunderte. Da hat sich etwas getan. Mittlerweile schätzt Matthes nämlich den Sprachreichtum, die Dynamik und die Haltung der Texte. „Die Schiller-Verse sind schon hochmoralisch. Aber eher subkutan, dass man es nicht sofort merkt“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“. Heute kommt der Schauspieler zum Hamburger Theaterfestival ins Thalia Theater, um Schiller-Balladen vorzutragen.

„Ich bin sehr gerne in der Stadt, erstens, weil ich die Nähe zum Meer und die kreischenden Möwen mag. Und zweitens halte ich das Hamburger Theaterpublikum für besonders leidenschaftsfähig“, sagte er einmal dem Abendblatt. Als Schauspieler ist Matthes besonders auf schwierige und abgründige Rollen spezialisiert. Seit 2004 ist er Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin. Vor der Kamera steht er nicht so oft, liebt diese Arbeit aber nach eigenem Bekunden. Vielen wird er in seiner Rolle als Joseph Goebbels in „Der Untergang“ des Hamburger Regisseurs Oliver Hirschbiegel im Gedächtnis geblieben sein.

Im Februar wurde Matthes Nachfolger von Iris Berben als Präsident der Deutschen Filmakademie. Der Sohn eines Journalisten ist politisch sehr engagiert. Gerade erst sagte der 60-Jährige zur Deutschen Presseagentur: „Ich glaube zutiefst an die europäische Idee und fände es auch großartig, wenn es zu meinen Lebzeiten noch so etwas Ähnliches wie die Vereinigten Staaten von Europa geben würde.“ Der Rechtspopulismus erscheint ihm als gefährlich. Hier sieht er gerade auch die Filmemacher in der Verantwortung. „Ich glaube, dass sich die Filmakademie als Institution und auch der deutsche Film als Massenmedium mehr Gedanken darüber machen sollte, wie man diese liberale Demokratie auch mit Filmen kräftigen könnte.“

Ulrich Matthes im Thalia Theater, Montag, 20 Uhr