Es muss ja nicht immer nur der Montag sein, an dem Kabarettisten und Comedians aus nah und fern parallel auf den einschlägigen hiesigen Bühnen bei ihren Gastspielen spotten. Von diesem Freitag an verspricht es in Hamburg ein richtig schön satirisches Wochenende zu werden. Dafür sorgen im Lustspielhaus (Ludolfstr. 53) zwei Männer, die seit gut drei Jahrzehnten solo unterwegs sind: Reiner Kröhnert und Arnulf Rating.

Kabarettist und Parodist Kröhnert zeigt im Eppendorfer Kabarett-Theater in seinem elften Soloprogramm ,„Kröhnert XXL“ heute noch mal „Großes Parodisten­kino“, wie es der Zusatz verheißt. Doch bietet er mehr als belustigende Imitation – Kröhnerts Texte sind manches Mal scharf, tief- und hintergründig, auch mal schlüpfrig. Für die meisten seiner 20 Parodie-Opfer reichen Mimik und Gestik, bei Wolfgang Schäuble oder Winfried Kretschmann etwa schlägt das schwäbische Idiom durch.

Für Angela Merkel genügen Anzugträger Kröhnert eine Perücke und ein Handy, für Trump eine Baseball-Kappe und schlichtes Englisch in exakt dessen Stimmlage: „My Trump Tower is my Trump Power“ – dabei deutet Kröhnert auf seinen Schritt. Und auch Boris Becker gerät in einer Talk-Runde mit Michel Friedman noch ins Philosofaseln.

Arnulf Rating, einst Mitglied des Anarcho-Trios Die 3 Tornados, hat am Sonnabend (jew. 20 Uhr) im Lustspielhaus mit „Tornado“ Hamburg-Premiere. Dabei will der 67-Jährige zeigen, dass er im digitalen Zeitalter alles andere als reif für die Rente ist. Vielmehr, wie Spinner und Spindoktoren das Weltbild verfälschen. Dabei kehrt Rating auch mit einem analogen Presse- und Schlagzeilenspiegel den Sprachmüll zusammen – und setzt Spitzen drauf. Karten für die beiden Spötter kosten 17 bis 31 Euro.

Wie Rating gehört Frank Lüdecke zur ersten Riege der deutschen Kabarettisten und ist satirisch in Westberlin sozialisiert. Deshalb lebt er aber nicht „Über die Verhältnisse“: In seinem Programm an diesem Freitag im Polittbüro (Steindamm 45) bietet Lüdecke (58) aktuelles und hintersinniges Kabarett und stellt Fragen wie: „Was ist heute politischer: Wählen gehen oder Äpfel aus der Region kaufen?“ Ebenfalls in St. Georg betreiben am Sonnabend (je 20 Uhr) Julia Gámez Martin und Ariane Müller ihre „Eskalatiooon“. Als Duo Suchtpotenzial gewannen die frechen Musik-Kabarettistinnen 2016 beim Hamburger Comedy-Pokal den 2. Preis und fragen nun, wann aus Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll wohl Selfie, Smoothie und Spotify wurden (Eintritt je 20/ermäßigt 15 Euro).

Das geballte weibliche Element vertritt beim Kabarettfestival im St. Pauli Theater Sonntag (19.30 Uhr) Hamburgs DamenLikörChor – mit gewohnt spöttischen Untertönen zu schönen Melodien. Restkarten gibt es ab 17,90 Euro.