Als Motorpsycho im vergangenen Jahr beim „Rolling Stone Weekender“ am Weißenhäuser Strand spielte, war das ein Fest für alle Freunde der Luftgitarren-Exzesse. Die drei Norweger jammten stundenlang, wie es sich für eine veritable Prog-Rock-Band gehörte. Die Haare der Luftgitarristen im großen Zelt waren zwar grauer und schütterer geworden, die Intensität von Motorpsycho brachte sie jedoch in einen fast trancehaften Zustand.

Gitarrist Hans Magnus Ryan improvisierte mit dem Einfallsreichtum eines Jazzmusikers, Bassist Bent Sæther und Schlagzeuger Tomas Järmyr trieben den Beat mit Härte und Tempo unermüdlich voran, die drei arbeiteten Rockmusik mit äußerster Präzision. Angesichts des lauten Sounds flatterten die Hosenbeine, die Bassläufe waren wie Schläge in die Magengrube, die hellen Gitarrenlicks, am unteren Ende des Griffbretts gespielt, sägten sich in die Gehörgänge.

Doch das Trio gab dem Auditorium immer wieder Zeit zum Verschnaufen, wenn es das Tempo und Druck herausnahm, um es wieder anzuziehen und die nächsten wuchtigen, endlosen Klanggebirge aufzutürmen.

Das Trio spielt einen Mix aus Prog-Rock, Psychedelia und Metal

Seit 1989 existiert das norwegische Trio, das einen einzigartigen Mix aus Prog-Rock, Psychedelia und Metal kreiert hat. Sæther und Ryan sind von Beginn an dabei, Schlagzeuger Järmyr erst seit 2016. Der junge Trommler befeuert die Band mit seiner Energie, so wie Sæther und Ryan es erwarten. 22 Alben sind in den vergangenen 30 Jahren entstanden, einige davon sind Doppelalben, weil Motorpsycho zur „langen Rille“ neigt, wie früher Songs genannt wurden, die sich über eine ganze Schallplattenseite erstreckten. In diesem Jahr hat die Gruppe das Album „The Crucible“ herausgebracht. Auch darauf befinden sich bei einer Spieldauer von 40 Minuten nur drei Stücke, der Titelsong ist fast 21 Minuten lang.

Ende der 90er-Jahre nahm Motorpsycho mit „Let Them Eat Cake“ mal ein Album mit Songs auf, die nicht länger als vier Minuten sein sollten. Stilistisch erinnerte die Platte an die Beatles, aber diese „Pop-Phase“ dauerte nur kurz und ging auch nicht auf. Sehr schnell kehrten die drei Mitglieder wieder zu ihren Progressive-Rock-Opern zurück.

Immer wieder hat die Band aus Trondheim experimentiert. Für das Album „The Death Defying Unicorn“, 2012 als Doppelalbum erschienen, arbeitete Motorpsycho mit dem norwegischen Jazzmusiker Ståle Storløkken zusammen. An dem zweistündigen Instrumentalwerk waren das Trondheimer Jazzorchester und ein Streicher-Oktett beteiligt. Für das Album wurde es überarbeitet und mit Gesangsparts erweitert.

Über die Jahrzehnte hat sich Motorpsycho eine treue Fangemeinde in ganz Europa zusammengespielt. Ihre Konzertbesucher wissen, was sie am 16. Mai in der Markthalle erwartet: ein Trip hinein in verschlungene rhythmische Pfade auf einem hohen Energielevel, voller irrer Wendungen und Überraschungen.

Donnerstag, 16. Mai, Markthalle, 20 Uhr