Gerade noch haben sie ihren Urlaub genossen. Sonne, Strand, auch Sex im Freien. Und haben dabei nicht sogar drei Jugendliche zugeguckt? Egal, hier auf Mallorca kennt einen ja keiner. Jedoch, als das Paar abends in seine Ferienwohnung zurückkehrt, lauern ihm die Jugendlichen auf. Anfangs wollen sie nur Geld, dann zwingen sie es, sich auszuziehen und noch mal miteinander Sex zu haben. Und schließlich vergewaltigt einer der dreien, der Vorlauteste, die Frau, während die anderen den Mann festhalten und der verzweifelt, aber wehrlos zuschauen muss.

Schnitt. Zwei Jahre später. Liv (Luise Heyer) und Malte (Maximilian Brückner) sind noch immer zusammen, nicht nur privat, auch als Lehrer an einer Schule. Sie scheinen das Trauma überwunden zu haben. Beide haben eine Therapie gemacht. Liv ist noch bei ihrer Therapeutin, während Malte abends boxt. So versucht jeder, das Erlebte auf seine Art zu verarbeiten. Bis Malte eines Abends den Vergewaltiger zufällig in einem Imbiss sieht. Er folgt ihm unerkannt, bis er ihn an einem S-Bahnhof verliert. Aber er weiß nun, der Täter lebt mitten unter ihnen, in derselben Stadt.

Zur Polizei gehen würde nichts nutzen, er hat keine Beweise. Malte will den Jungen selber stellen. Deshalb lauert er in jeder freien Minute auf dem Bahnhof, korrigiert sogar Schularbeiten dort. Und wirklich findet er den Täter (Leonard Kunz) eines Tages wieder, verfolgt ihn bis zu dessen Wohnung, beobachtet ihn mit seiner Freundin. Liv erzählt er davon nichts. Die ist zunehmend irritiert von Maltes Geheimnistuerei und Ausflüchten, fürchtet eine Affäre oder einen sonstigen Keil zwischen ihnen. Was die Tat damals nicht geschafft hat, scheint sie nun doch noch zu schaffen: das Paar, von dem der Titel behauptet, dass es das „schönste“ sei, auseinanderzubringen.

Gewalt droht das Paar zu zerstören

Regisseur Sven Taddicken erzählt einmal mehr von der zerstörerischen Kraft von Gewalt in Beziehungen, löst das Thema aus den rein statistischen Zahlen und veranschaulicht es anhand eines verstörenden packenden Dramas. In seinem vorherigen Film „Gleißendes Glück“ erzählte Taddicken von einer Frau, die mit einem gewalttätigen Mann verheiratet war und dann einen Mann kennenlernte, der über Glück dozierte. Auch da war der Filmtitel nur ironisch zu verstehen.

„Das schönste Paar“ ist eine Spiegelung, eine Verkehrung der Grundanordnung: Während die Gewalt im „Glück“ in der Ehe stattfand und ein Heil von außerhalb möglich schien, bricht sie diesmal von außen ein und droht das Paar erst einmal und dann noch einmal zu zerstören.

Während Liv es gerade gelingt zu vergessen, ist Malte nur noch auf Rache aus. Die Entscheidung, den Jungen zu verfolgen, trifft er ganz allein, ohne mit Liv zu sprechen. Dabei begeht er sogar einen Fehler, der den Jungen unweigerlich zu ihnen führen muss. Malte erreicht also das Gegenteil dessen, was er sich erhofft hat. Und Liv muss erkennen, dass die Tat doch viel mehr mit ihnen gemacht hat – dass diese sie zu anderen gemacht hat.

Es ist ein beklemmendes Kammerspiel – wie „Gleißendes Glück“ zum Großteil eines zwischen zwei Personen. Und wie damals Martina Gedeck und Ulrich Tukur spielen nun Luise Heyer und Maximilian Brückner mit einer Intensität und Kompromisslosigkeit, die den Zuschauer keine Sekunde loslässt. Kaum zu glauben, dass ursprünglich ein anderer Hauptdarsteller vorgesehen war und Brückner kurzfristig einsprang: Die beiden spielen so überzeugend miteinander, als ob sie monatelang geprobt hätten. Wobei sie ihre Emotionen eher verbeißen und diese nur dann und wann hervorblitzen lassen.

Das Filmdrama wird dabei immer beklemmender und unangenehmer. Nicht nur, weil man mit diesen Figuren bangt. Sondern auch, weil man sich ständig selber fragen muss, wie man wohl an ihrer Stelle handeln würde.