Hamburg.

Albert Hammond betritt gut gelaunt die Lobby des Steigenberger Hotels. Der Musiker ist schon vor einigen Tagen aus Los Angeles in Hamburg angekommen. Den Jetlag hat er mittlerweile abgeschüttelt und probt jetzt täglich mit seinen Musikern – er hat eine neue Band – für seine Tour, die heute in der Laeiszhalle beginnt.

Am bekanntesten war Hammond in den 70er-Jahren, als er seine Hits „It Never Rains In Southern California“, „The Free Electric Band“, „I’m A Train“ und „Down By The River“ fast wie am Fließband produzierte. Aber auch wenn er sich später von der Bühne zurückzog, war er weiterhin aktiv und schrieb Songs für andere Künstler. „The Air That I ­Breathe“ für die Hollies, „One Moment In Time“ für Whitney Houston, „I Don’t Wanna Lose You“ für Tina Turner, „Don’t You Love Me Anymore“ für Joe Cocker. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Hammond hat bis heute rund 360 Millionen Tonträger verkauft.

„Die Musik ist mein Gefährte, so lange ich denken kann“, sagt Hammond, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, aber mindestens zehn Jahre jünger aussieht. „So wird das wohl auch bleiben, bis ich mich verabschiede.“ Die Musikindustrie habe sich im Laufe seines Lebens stark verändert. „Es gibt aber nichts Großartigeres, als live zu spielen. Nur so kann man die Leute wirklich berühren und von ihnen berührt werden.“ Obwohl ihm die Auftritte sehr am Herzen liegen, zog er sich 1980 ins Privatleben zurück. „Meine beiden Töchter wurden geboren, als ich unterwegs war. Als mein Sohn auf die Welt kam, wollte ich ein guter Vater sein.“ Albert Hammond Jr. spielte heute Gitarre bei The Strokes.

„Beim Schreiben und Produzieren für andere Künstler musste ich mich neu erfinden.“ Es gelang und wurde mehr als 30 Jahre lang ein neuer Karriereabschnitt. „Die Leute denken, man sei mit all den Leuten befreundet, die deine Songs singen. Das stimmt nicht. Einigen bin ich nie begegnet.“ Aber natürlich hat er unter den Kollegen Freunde gefunden. Roy Orbison zählte dazu, mit Julio Iglesias telefoniert er noch oft.

Im Alter von 69 Jahren ist Hammond wieder auf Tour gegangen. Er hat seine alten Titel neu aufgenommen, weil er die Rechte an den Masterdateien besitzen wollte. Sie wurden veröffentlicht, und er verspürte wieder Bühnendrang. „Es ist, als ob man dir deinen Lieblingsnachtisch serviert.“ Seine Texte erzählt Hammond, seien oft autobiografisch – mit Einschränkungen. „It Never Rains In Southern California“ spielt eigentlich in Madrid – das hätte aber nicht so gut geklungen.

Hammond wurde in London geboren und wuchs auf Gibraltar auf. Obwohl er heute in den USA lebt, sagt er: „Ich fühle mich immer noch sehr gibraltarisch. Es gab dort enorm viele verschiedene Musikeinflüsse. Ich habe das alles wie ein Schwamm aufgesaugt.“ Der kleine Albert sang im Kirchenchor. Bei den Hammonds ging es sehr einfach zu. Der Vater war Feuerwehrmann, die Mutter Hausfrau. Hammonds Philosophie: „Das Ego darf nicht zu groß werden, man sollte bescheiden bleiben. Wir hatten keine eigene Toilette und nicht einmal fließendes Wasser in unserer Wohnung.“

Von dort brach er als Teenager auf, um Musik zu machen. So trat er in der marokkanischen Wüste in einem Striptease-Lokal gegenüber einer US-Militärbasis auf. Die Bedingungen waren abenteuerlich. „Wir hatten nur wenig Wasser. Ich war erst 17 Jahre alt und musste immer mit vier der Tänzerinnen gleichzeitig duschen, jeden Tag mit anderen.“

Heute kann er sich eine Einzeldusche leisten. Was er außerdem braucht, ist ein Instrument. „Wenn ich irgendwo sitze und Gitarre oder Klavier spielen kann – das ist meine Meditation. Ich bin ein glücklicher Mensch.“

Albert Hammond Mi 24.4., 20 Uhr, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 40,60 Euro.