Wie schön, wenn bereits vor dem Restaurantbesuch das Kopfkino anspringt. Und Kino ist im Fall der Gaumenganoven sogar ein doppelt gutes Stichwort. Denn das charmante Lokal liegt inmitten der Zeisehallen in Ottensen nur wenige Meter vom tatsächlichen Lichtspielhaus entfernt und ist somit bestens geeignet für Verpflegung vor oder nach dem cineastischen Vergnügen.

Zurück zum Kopfkino, dem persönlichen Film der Fantasie. Der wird angekurbelt durch den Untertitel „Genuss mit Schuss“, mit dem die Gaumenganoven ihre Unternehmung anpreisen. Schuss wie, äh, Sockenschuss? Oder ist doch eher der alkoholische gemeint? Jein. Eine gehörige Portion Irrsinn und Wagemut braucht gewiss jeder Gastronom. Aber der Schuss, so zeigt sich beim Besuch, bezieht sich dann doch eher auf die Speisekarte.

Denn der Gaumenganove an und für sich verwendet als Munition tatsächlich Kugeln. Die heißen bei ihm schlicht „Dinger“ und bestehen aus lockeren wie leckeren Teigbällchen. Köstlich gefüllt, mit raffiniert-cremigen Toppings, serviert auf jeder Menge pikant angemachtem Salat. In der zum Gastraum hin offenen Küche lässt sich beobachten, wie besagte Dinger in einer asiatischen Spezialpfanne zubereitet werden. Das Ding an sich ist, passend zu Altona, ein richtiges Multikulti-Geschöpf. Die Betreiber – die Brüder Janek und Max ten Hövel sowie Kompagnon Roman Kliewer – ließen sich zu diesem Gericht von holländischen Poffertjes ebenso anregen wie von japanischen Takoyaki­ und dänischen Aebleskiver.

Wöchentlich wechselnd bieten die Gaumenganoven Dinger mit Fisch und Fleisch sowie vegetarische Kreationen (je 10 Euro pro Platte, mittags 9 Euro). Um uns die Qual der Wahl zu ersparen, wählen wir einfach eine große Schüssel für zwei Personen mit allen drei Varianten (19 Euro). Tipp für Romantiker: Für 38 Euro gibt es „Candle Light Dinger“, eine herzhafte Mixplatte für zwei plus süße Dinger zum Nachtisch, eine Flasche Wein und zwei Drinks nach Wahl. Das Essen kommt flott. Diese Mahlzeit ist wirklich etwas fürs Auge. Hübsch bunt hingetupft sieht das Ganze aus. Und der Geschmack steht dem ins Nichts nach. Die eingebackenen Shrimps sind schön knackig. Der Teig drum herum ist nicht fetttriefend, sondern fluffig und saftig. Auch die Dinger mit Schinken sowie Pilzen sind perfekt. Mit dem gemischten Salat entsteht eine tolle deftige Frische. Und wer Nachhunger verspürt, kann für 1,50 Euro pro Ding inklusive Salat nachordern.

Eine Art von ungezwungener Lässigkeit, die auf den gesamten Besuch zutrifft. Angefangen beim Ambiente. Coole Backsteinoptik trifft auf warm wirkende Holz­tische. Und im Eingangsbereich lädt eine Sofaecke zum Verweilen. Das Flair des Lokals ist eine Mischung aus Restaurant, Bar und Wohnzimmer. Eine Auswahl an Craft-Bieren (ca. 4 Euro) können sich die Gäste direkt aus dem Kühlschrank holen. Um alles Weitere kümmern sich Betreiber und Personal mit aufrichtiger Herzlichkeit.

Etwa um die Drinks, sprich: um selbst gemachte Limonaden (ab 2 Euro) und Cocktails (ab 6 Euro). Und ja, genau, Letztere sind auch mit Schuss. Wir jedenfalls fühlen uns alles andere als ausgeraubt. Im Gegenteil. Und die „richtigen“ Ganoven, die sehen wir uns dann im Zeise-Kino an.

Gaumenganoven Friedensallee 7–9 (Bus 2, 150), dienstags und mittwochs 12 bis 14.30 Uhr, dienstags bis freitags ab 18 Uhr, auch für private Feiern, info@gaumenganoven.de, T. 0176/32 93 51 79