Menschen, die nicht zusammenpassen, bei denen es knirscht im Gebälk der Beziehung: Für die Literatur ein vertrautes, ein ideales Thema. Doris Knecht hat für ihren neuen Roman „weg“ (Rowohlt, 22 Euro) eine noch verschärftere Konstellation gewählt. Heidi und Georg haben nichts miteinander gemein, außer eine bereits erwachsene Tochter. Die ist plötzlich verschwunden. Anlass zur Sorge gab es ohnehin: Das Leben hatte sie aus der Bahn geworfen. Gemeinsam gehen ihre Eltern auf die Suche – geografisch in Asien, dialogisch in den eigenen Biografien.

Mit ihrem neuen Roman ist die Österreicherin Knecht Gast bei „High Voltage“. So heißen die vom Literaturhaus mit Unterstützung von Stromnetz Hamburg veranstalteten Frühjahrs-Literaturtage. Ein fast einwöchiges, vom 10. bis 16. April wieder ordentlich besetztes Festival, das hervorragend in den Hamburger Kulturkalender passt.

Die Lesungen und Buchvorstellungen finden bis auf eine nicht im Literaturhaus statt, sondern an anderen Kulturorten der Stadt. Doris Knecht etwa tritt am Freitag, 12.4. (Beginn 19.30 Uhr), in der Stabi auf. Der Schweizer Charles Lewinsky stellt seinen neuen Roman „Der Stotterer“ im Haus der Patriotischen Gesellschaft vor (13.4., 19.30 Uhr), die Berlinerin Marion Brasch kommt mit „Lieber woanders“ in die Bergedorfer Museumslandschaft (14.4., 11 Uhr).

Außerdem, und das ist überaus wichtig, gibt es mehrere Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche – Stichwort Lesenachwuchs. Für „High Voltage“ konnten die Programmmacher Rainer Moritz und Pia Mortensen vom Literaturhaus Grit Poppe („Joki und die Wölfe“, 11.4., 10 Uhr, Stromnetz Hamburg), Martin Muser („Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften“, 10.4., 10 Uhr, Stromnetz Hamburg) und den Michael-Ende-Vollender Wieland Freund („Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe“, 12.4., 10 Uhr, Stromnetz Hamburg) gewinnen. Außerdem im Programm: Aeneas Rooch, der seine Wissenschafts-Show „Rubbel die Katz oder wie man Wasser biegt“ vorstellt (13.4., 15 Uhr, electrum, das Museum der Elektrizität), die musikalische Lesung „Die Gäng vom Dach“ mit Andreas Hüging und Angelika Niestrath (15.4., 10 Uhr, Stromnetz Hamburg) und das Autorenduo R. T. Acron, das aus „Ocean City“ liest (16.4., 10 Uhr, Stromnetz Hamburg).

Der Historiker Ian Kershaw eröffnet das Festival

Ein Krimi-Abend mit Sophie Bonnet, Frank Goldammer und Miriam Semrau (16.4., 19.30 Uhr, Literaturhaus) darf nicht fehlen, ebenso wenig die Abteilung Sachbuch. Zu nennen ist vor allem Ian Kershaw, der das Festival an diesem Mittwoch, 10.4., um 19.30 Uhr im Rolf-Liebermann-Studio eröffnet. Der britische Historiker sorgte einst mit einer formidablen Hitler-Biografie für Aufsehen. Wie einige Autoren neben ihm ist er mittlerweile in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angekommen. In „Höllensturz“ erzählt Kershaw von der europäischen Achterbahnfahrt von 1950 bis heute. Der Soziologe Heinz Bude stellt sein zeitdiagnostisches Buch „Solidarität“ am 15. April (19.30 Uhr) im Warburg-Haus vor, Maike Winnemuth liest am 11. April (19.30 Uhr) im Museum für Hamburgische Geschichte aus ihrem neuen Werk „Bin im Garten“ .