Die freie Szene hat sich in Hamburg in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Als sichtbarer Ausdruck und Motor zugleich gilt seit fünf Jahren das Festival der darstellenden Künste Hamburgs, „Hauptsache Frei“. Vom 6. bis 10. April wird es erneut viele unterschiedliche Orte in der Stadt bespielen. Das Hauptprogramm samt Festivalzentrum zieht jeden Abend in eine andere Spielstätte weiter.

Diese Praxis hat sich in den ersten Jahren bewährt, sie ist auch Ausdruck der Dynamik und Vitalität der freien Szene. Weniger zentrale Orte, wie das Kraftwerk Bille in Hammerbrook, das mit dem Nachwuchsformat „#We present“ dabei ist, werden mit einem historischen Shuttlebus angefahren. Allein die Tour durch die Stadt ist ein kleines Abenteuer.

Im Hauptprogramm werden, ausgewählt von einer Fachjury, acht Produktionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance und Musiktheater zu sehen sein. Die Festivaleröffnung geht diesmal im Resonanzraum im Feldstraßen-Bunker über die Bühne. Hier verschmilzt die Costa Compagnie in „Ok, Google“ (6.4., 19 Uhr,) im Spiel mit dem sprachbasierten Assistenten „Google Home“ Tanz und Performance zu einer Installation über die Begegnung von Mensch und künstlicher Intelligenz. Am 7.4. (19.30 Uhr) geht es im Lichthof Theater weiter mit Meine Damen und Herren: Das gleichnamige inklusive Theater hat für die performative Selbstporträt-Serie „Eins zu Eins“ weitere Bühnenfreunde eingeladen. Den Sonntagabend beschließt Choreografin Patricia Carolin Mai, die in „Balagan Body“ (7.4., 22 Uhr) mit dem israelischen Tänzer Eyal Bromberg geografische und körperliche Ausnahmezustände untersucht.

Auch Kindertheater ist beim Festival ein Thema. In „Lusco Fusco“ (8.4., 18 Uhr, Fundus Theater) lässt die Choreografin Regina Rossi allerlei große und kleine Träume mit den Mitteln des Tanztheaters lebendig werden.

Am Dienstag, 9.4., zieht das Festival weiter ins Monsun Theater. Hier begibt sich Silke Rudolph erneut in die Rolle der Kunstfigur Schwester Richmute und spricht ab 19 Uhr in ihrer humanistischen Unterweisung Nr. 8 diesmal über „Verstreute Herde, Weiße Flecken und schwarze Löcher“. Zu späterer Stunde (21.30 Uhr) beleuchtet Regisseur Jens Bluhm in der Musik-Performance „Obduktion einer Kunstfigur – Klaus Nomi“ die legendäre Künstlerexistenz, den 1983 in New York gestorbenen Countertenor.

Zum Abschluss zeigt Ron Zimmering sein großes Bürgerprojekt „Staging Democracy“ (10.4., 19.30 Uhr) mit zahlreichen Mitwirkenden auf Kampnagel, um der allgemeinen Müdigkeit an der Demokratie auf die Spur zu kommen. Und Choreografin Ursina Tossi präsentiert dort zum krönenden Finale um 22 Uhr ihre deutschlandweit erfolgreiche jüngste Produktion „Blue Moon“, in der sie mit vier weiteren Performerinnen am Beispiel der Werwölfin das Animalische erforscht. Einen Wettbewerb und damit eine Preisverleihung samt Jury-Entscheidung gibt es bei der fünften Ausgabe nicht mehr. Ab sofort sind bei „Hauptsache Frei“ alle eingeladenen Künstler Gewinner.