„Der Gebärdendolmetscher“ ist im Improvisationstheater eine Bank. Egal auf welcher Bühne: Das Publikum lacht sich scheckig, wenn ein Schauspieler oder eine Schauspielerin bei dieser Nummer einen thematisch noch so absurden Vortrag oder ein schräges Interview der Kollegen mit Mimik und Gestik simultan begleitet – inklusive der fast obligatorischen Begriffe „Fall“ oder „Spagat“. Comedians haben den „Gebärdendolmetscher“ längst im Repertoire – als einstudierte Nummer.

Versierte Improspieler können den Spontan-Übersetzer zwar, brauchen ihn indes nicht. Auch nicht bei „Törn“. Beim zweiten internationalen Hamburger Improvisationstheater-Festival spielen fast alle Shows im leicht verständlichen Englisch. Die Vernetzung der wie 2017 als „Törn“-Organisator verantwortlichen dienstältesten hiesigen Gruppe Steife Brise (seit 1992) zeigt sich an ihren Gästen: Die Mitspieler kommen aus – pardon – Hannover, Österreich, Schweden, Australien und den USA. Die inzwischen 17 Mitglieder starke Brise (inklusive der Musiker Markus Glossner und Peter Huber) schickt Wiebke Wimmer und Nadine Antler ins achtköpfige Festival-Ensemble.

Und das will in Workshops (bereits ausgebucht) und in den Abendveranstaltungen vom 28. bis 30. März vornehmlich neue, bisher in Hamburg unbekannte Formate unters spontane Volk bringen. Die Eröffnungsshow „Maestro international“ mit Schirmherr Yared Dibaba am Donnerstag, 28.3., im Monsun Theater ist zwar ausverkauft, danach haben spontane Zuschauer jedoch die Qual der Wahl: „Das Festival bietet eine Fülle von Inspirationen, die verschiedenen, auch internationalen Spielarten des Improvisationstheaters kennenzulernen“, meint Dibaba.

Am 29.3. (20 Uhr) spielt das Festival-Ensemble unter Anleitung von Dan O’ Connor aus Los Angeles „Le Round­about“ – ein improvisiertes zeitgenössisches Stück, bei dem es um den modernen Lebenswandel gehen soll. „Afterwords“ (23 Uhr) ist ein Late-Night-Format, das sein US-Kollege Randy Dixon kreiert hat. Wer eher lokalpatriotisch veranlagt ist, den zieht es um 20 Uhr zum Lichthof, in dem Mitglieder von zehn Hamburger Impro-Gruppen den „Törn C(up) Maestro“ küren – nach Vorgaben des Publikums.

Das Theater in Bahrenfeld, seit einem Jahrzehnt Spielstätte der Steifen Brise, ist am Sonnabend, 30.3., auch Ort einer ungewöhnlichen Doppelvorstellung: Erst gehen die Brise-Mitglieder Katharina Butting und Verena Lohner in „Vernetzt“ den Spuren nach, die menschliche Begegnungen hinterlassen; im zweiten Teil wollen Mitwirkende des vorherigen Impromusiker-Camps bei „Score It Again, Sam“ Hamburger Spieler zum Singen inspirieren. Im Monsun heißt es parallel und international „Close To You“, ehe dort ab 23 Uhr mit der Party „Törn It Up“ der öffentliche Part endet. Spaß sollte trotz des Experimentalcharakters des Festivals nicht erst dann aufkommen. Und: Scheitern gehört beim Improvisationstheater immer dazu – egal in welcher Sprache.

„Törn“ Shows Do 28.–Sa 30.3., je 20.00, Monsun Theater (Bus 2, 150), Friedensallee 20, Lichthof Theater (Bus 1, 2, 3), Mendelssohn­straße 15b, Karten je 20,-; www.toern-festival.de