Frank Goosen ist der aufrechte Ruhrpott-Verfechter unter den Schriftstellern. Der Mann ist in Bochum geboren, und er hat immer dort gelebt. Ohne Unterbrechung. Nicht mal zum Studieren ist er weggegangen. Klarer Fall von Heimatliebe. Fluchtgründe scheinen nicht vorhanden zu sein.

Gossen, Jahrgang 1966, hat freilich stets den Humor gehabt, um etwaigen Momenten der Langeweile zu begegnen: Zunächst als Kabarettist im Duett mit Jochen Malmsheimer und dem Pogramm „Tresenlesen“ , später solo. Dann hat Goosen angefangen, Bücher zu schreiben. Über eines befand einst ein Kritiker, es sei ein „charmanter Roman über Männer beim Bier“. Tresen, Männer, Bier: Das steckt den Horizont des Goosen-Kosmos in der Tat ganz gut ab. Fußball und Musik gehören auch dazu. Seit „Liegen lernen“ aus dem Jahr 2000 zählt Goosen zu den Lieblingsautoren all jener, die um 1970 herum geboren sind und Plots mögen, die dialoggetrieben sind und einen trockenen Witz pflegen. Man könnte Goosen einen literarischen Bruder Sven Regeners nennen, nur halt, das muss an dieser Stelle gesagt werden, ohne Goosen damit herabstufen zu wollen, dass Regeners Komik noch einmal eine andere Qualität hat.

Jetzt hat Goosen, der Anhänger des VfL Bochum, ein neues Buch geschrieben, das er am Mittwochabend in der Fabrik mit einer Lesung vorstellt. „Kein Wunder“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 352 S., 20 Euro) ist der achte Roman in seiner Werkreihe, zu der außerdem Erzählungsbände und Fußballbücher gehören. Und dieses „Kein Wunder“ ist der Roman, der Regener fraglos am nächsten kommt. Kein Wunder, schließlich spielt er im Berlin der Wendezeit, genau wie das berühmte „Herr Lehmann“.

Es sind die Figuren Förster, Fränge und Brocki, die einem in diesem Buch wiederbegegnen. Man kennt sie als Goosen-Leser schon aus „Förster, mein Förster“. Dort allerdings sind sie fast drei Jahrzehnte älter und längst, irgendwie, arriviert.

Im neuen Roman sind sie jung und wild, und sie tauchen diesseits und jenseits der Mauer in das Berliner Liebes-, Kultur- und Nachtleben ein. Der aus Leipzig stammende Jakob Hein lässt sich im Bucheinband mit dem Satz zitieren, er kenne „kein besseres Buch von einem Wessi über den Osten“. Sagen wir so: Das Milieu Ostberlins wird tatsächlich mit viel Liebe in Szene gesetzt. Aber amouröse Unordnung bei jungen Menschen ist sowieso immer unterhaltsam, ob im Westen oder im Osten.

Frank Goosen liest aus „Kein Wunder“ Mi 27.3., 20.00, Fabrik (S Altona, Bus 2), Barnerstraße 36, Karten 22 Euro an der Abendkasse. Die Veranstaltung ist teilbestuhlt; www.fabrik.de