„Things You Leave Behind“ heißt das aktuelle Album von Rebekka Bakken. Es markiert ihren Abschied aus New York und ist eine Rückschau auf ihre Jahre in den USA, denn die Sängerin ist wieder in ihre norwegische Heimat zurückgekehrt. Die meisten der Songs sind noch in Nordamerika entworfen worden, aufgenommen hat Bakken sie jedoch mit skandinavischen Musikern und ohne Produzenten. Zum ersten Mal hat sie selbst die Verantwortung im Studio übernommen.

Oft wird Bakken in einem Atemzug mit anderen Jazzsängerinnen aus Nordeuropa wie Victoria Tolstoy, Silje Nergaard oder Ida Sand genannt, doch ihre Songs unterscheiden sich deutlich. Bakken ist eine Kosmopolitin, die sich stilistisch nicht auf Jazz festlegen lässt und bei der sich kaum skandinavische Folklore findet. Im Eröffnungsstück „Closer“ ist ein Gospelchor zu hören; in dem Blues „Black Shades“ klingt Bakken wie eine Voodoo-Sängerin aus New Orleans; „Charlie“ bekommt durch ein Honky-Tonk-Klavier seine fröhliche Stimmung; „Sound Of Us“ hat durch die Pedal-Steel-Gitarre Country-Gefühl, in anderen Songs steckt viel Soul.

Und auch ihre Erfahrung mit der Musik von Tom Waits auf dem Album „Little Drop Of Poison“ findet ihren Niederschlag in „Shelter“. Die dunkle Ballade beschreibt eine Frau, die zu den Verlierern gehört und auf die mitleidig herabgesehen wird. Auch „Hotel St. Pauli“ ist so eine verstörende Nummer. Sie beschreibt nicht etwa Bakkens Hamburg-Erfahrungen, sondern ist der Titelsong aus einem gleichnamigen Film, der in den späten 80er-Jahren in Norwegen ins Kino kam, aber im Rotlicht-Milieu auf dem Kiez spielt. „Hotel St. Pauli“ ist einer von zwei Coversongs auf „Things You Leave Behind“, der andere ist Cyndi Laupers „Time After Time“. Schon lange gehört er zum Live-Repertoire von Bakken, jetzt hat sie ihn im Studio aufgenommen.

Wenn Rebekka Bakken für ihr nächstes Konzert nach Hamburg kommt, ist der Mojo Club am 23. März ein passender Ort für die amerikanischen Songs der Norwegerin. Fast 20 Jahre lang ist Rebekka Bakken durch die Welt vagabundiert. Sie schmiss 1995 ihr Studium in Oslo und ging dann zum ersten Mal nach New York. Vier Jahre hielt es sie dort, bis es zurück nach Europa ging. Wien und Prag waren die nächsten Stationen, es folgten Mailand, eine abgelegene Pferdefarm in Schweden und dann wieder New York. „Ich war nach meinem ersten Aufenthalt noch nicht fertig mit der Stadt, deshalb bin ich noch mal wieder zurückgekehrt“, erzählt sie.

Nun lebt sie wieder in Oslo, wo ihre Familie zu Hause ist, und in Südschweden, wo sie ein Ferienhaus besitzt. Mutter eines Sohnes ist sie auch geworden. „Ich musste nach meiner Rückkehr und der Geburt meines Kindes erst etwas zur Ruhe kommen. Deshalb hat es mit dem Album und neuen eigenen Songs auch etwas gedauert“, sagt sie. Das Warten hat sich gelohnt, denn ihr 14. Album gehört zum Besten, was sie veröffentlicht hat.

Rebekka Bakken Sa 23.3., 19.30, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 39,45 im Vorverkauf; www.rebekkabakken.com