Hinter so manchem Gassenhauer, sprich Volkslied, steckt mehr als vermutet. Oft sogar eine persönliche Geschichte. So verhält es sich mit „An de Eck steit’n Jung mit’n Tüdelband“, der auch im Millerntor-Stadion zu (stimmungsvolleren) Zeiten auf der Gegen­geraden vom Refrain „Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun, ruck zuck övern Zaun. Ein jeder aber kann das nicht, denn er muss aus Hamburg sein“, gekrönt wurde.

Geschrieben haben dieses Lied und noch etwa 60 weitere Couplets vor 100 Jahren die Gebrüder Wolf, die eigentlich Isaac hießen und jüdischer Herkunft waren. Bereits ab Mitte der 1920er spürten sie den Antisemitismus, im Nazi-Deutschland erhielten sie Auftrittsverbot, kamen ins KZ. An die Musiker und Komiker aus der Neustadt hatte Regisseur Ulrich Waller schon 2002 mit seiner Revue „Die Jungs mit dem Tüdelband“ erinnert. In den Kammerspielen, die Waller damals mit Ulrich Tukur leitete, sah Thomas Collien, Chef des St. Pauli Theaters, die Produktion und sagte: „Das Stück gehört auf den Kiez. Die Wolfs waren die Könige der Reeperbahn.“

Von diesem Dienstag bis Freitag läuft die Revue mit Liedern, Sketchen, Döntjes noch mal im St. Pauli Theater, Am Klavier sitzt als Musikalischer Leiter wie damals Gerd Bellmann. Und als Gebrüder Wolf sind Peter Franke, Kinogängern auch als Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger aus „Das Wunder von Bern“ bekannt, und Gerhard Garbers in Hafenarbeiterkluft eine Bank. Mit Liedern wie „Dat Paddelboot“ und „Immer an der Wand lang“ verkörpern sie gelebte Historie – und ein Stück Hamburg.

„Die Jungs mit dem Tüdelband – Die Gebrüder-Wolf-Story“ Di 19.–Fr 22.3, 19.30, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenpl. 30, Karten 18,70 bis 49,- in HA-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32, T. 30 30 98 98; www.st-pauli-theater.de