Hinter so manchem Gassenhauer, sprich Volkslied, steckt mehr als vermutet. Oft sogar eine persönliche Geschichte. So verhält es sich mit „An de Eck steit’n Jung mit’n Tüdelband“, der auch im Millerntor-Stadion zu (stimmungsvolleren) Zeiten auf der Gegengeraden vom Refrain „Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun, ruck zuck övern Zaun. Ein jeder aber kann das nicht, denn er muss aus Hamburg sein“, gekrönt wurde.
Geschrieben haben dieses Lied und noch etwa 60 weitere Couplets vor 100 Jahren die Gebrüder Wolf, die eigentlich Isaac hießen und jüdischer Herkunft waren. Bereits ab Mitte der 1920er spürten sie den Antisemitismus, im Nazi-Deutschland erhielten sie Auftrittsverbot, kamen ins KZ. An die Musiker und Komiker aus der Neustadt hatte Regisseur Ulrich Waller schon 2002 mit seiner Revue „Die Jungs mit dem Tüdelband“ erinnert. In den Kammerspielen, die Waller damals mit Ulrich Tukur leitete, sah Thomas Collien, Chef des St. Pauli Theaters, die Produktion und sagte: „Das Stück gehört auf den Kiez. Die Wolfs waren die Könige der Reeperbahn.“