Graphic Novels sind Comics im Buchformat – und noch viel mehr. Längst sind die gezeichneten Geschichten, die sich an eine erwachsene Zielgruppe richten, den Kinderschuhen entschlüpft und widmen sich immer komplexeren Themen. So werden inzwischen auch Klassiker und moderne Literatur von den Künstlern neu interpretiert. Das lenkt immer mehr Aufmerksamkeit auf das Genre.

In der Hansestadt ist man da schon weiter: Vom 11. bis 14. März finden im Literaturhaus zum achten Mal die Hamburger Graphic Novel Tage statt. In guter Tradition treffen an jedem Abend internationale Comic-Künstler auf deutsche Kollegen. Kuratiert und moderiert wird das Programm vom passionierten Comic-Leser und Literaturchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Andreas Platthaus.


Zum Auftakt kommen am Montag, 11.3., zwei Spezialisten des grafischen Spiels zum Gespräch zusammen. Beide arbeiten als Illustrator und Grafiker. Der Franzose Jochen Gerner lotet in seiner Arbeit permanent die Möglichkeiten aus, Text und Bild in Beziehung zu setzen. In Frankreich finden seine Grenzgänge zwischen Comic und Kunst starke Beachtung. Mit Henning Wagenbreth trifft er auf einen der profiliertesten deutschen Hochschullehrer für Grafikdesign. Der an der Universität der Künste Berlin tätige Dozent illustriert auch Bücher, Zeitungen und Magazine.

Am Dienstag, 12.3., wird es politisch. Nora Krug, die gerade mit ihrem Buch „Heimat“, für das sie die Geschichte ihrer Familie im Zweiten Weltkrieg recherchierte, große Erfolge feiert, trifft auf den in Teheran geborenen Hamed Eshrat. Der als freischaffender Künstler und Autor in Berlin lebende Eshrat hat in „Nieder mit Hitler!“ eine Geschichte über Widerstand gegen den NS-Staat gezeichnet.

Da die in New York lebende Nora Krug aufgrund einer Preisverleihung nicht nach Hamburg reisen kann, wird das Gespräch per Videotelefon geführt. Catherine Meurisse und Mikael Ross treffen am Mittwoch, 13.3., unter dem Motto „Freiheit im Freien“ aufeinander. In ihrer ersten deutschen Veröffentlichung „Die Leichtigkeit“ erzählt die französische Karikaturistin Meurisse von der Rückkehr ins Leben nach dem Anschlag auf die Redaktion „Charlie Hebdo“. In ihrem neuen Werk „Weites Land“ hebt sie den Einfluss der Landschaft auf ihre Kunst hervor.

Mikael Ross erzählt in seiner Graphic Novel „Der Umfall“ ebenfalls vom Land – von dem Dorf Neuerkerode, in dem fast nur Menschen mit Behinderung leben. Zwei Jahre hat der Autor vor Ort recherchiert. Für Zeicheninteressierte bietet Mikael Ross am Donnerstag, 14.3. (11 bis 17 Uhr), einen Workshop an. Zum Abschluss der Graphic Novel Tage treffen die Zeichner Jason Lutes und Arne Jysch auf einen ganz besonderen Gast: den deutschen Erfolgsautor Volker Kutscher, mit dem sie schon beruflich in Kontakt waren. Kutschers Kriminalroman „Der nasse Fisch“, der die Vorlage für die ARD-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ lieferte, setzte Arne Jysch als Graphic Novel um. Für den „Berlin“-Zyklus des amerikanischen Comic-Zeichners Jason Lytes schrieb Kutscher das Vorwort.

Graphic Novel Tage Mo 11.3.–Do 14.3., jew. 19.00, Literaturhaus (Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt jew. 12,-/erm. 6,-, Kombiticket für alle Abende 35,-/20,-; www.literaturhaus-hamburg.de