Einige selbst ernannte Filmkritiker brauchten „Captain Marvel“ gar nicht erst anzuschauen, um dem neuesten Comic-Abenteuer aus dem Marvel-Universum ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Die Ursache für die heftige und zum Teil unsachliche Kritik war vermutlich Sexismus. „Captain Marvel“ ist das 21. Superhelden-Spektakel aus dem Marvel Cinematic Universe, zu dem unter anderem „Spider-Man“, „The Avengers“ oder die „Guardians Of The Galaxy“ gehören. Und es ist der allererste Marvel-Film mit einer weiblichen Titelheldin.

Oscar-Gewinnerin Larson („Room“) spielt die taffe Airforce-Pilotin Carol Danvers, die die Explosion eines futuristischen Antriebs überlebt, in Folge dessen unermessliche Superkräfte entwickelt und zu Captain Marvel wird. Allerdings hat Danvers bei dem Vorfall zu Beginn der 90er-Jahre ihr Gedächtnis verloren. Als Mitglied des außerirdischen Kree-Volkes, das die junge Frau aufgenommen hat, versucht sie, die wenigen Bruchstücke ihrer Erinnerung von der Erde zusammenzusetzen. Doch auch die mit den Kree verfeindeten Skrull sind an den Details ihrer Vergangenheit interessiert. 1995 kehrt Danvers auf die Erde zurück, wo sie gemeinsam mit dem noch jungen S.H.I.E.L.D.-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) versucht, die konfusen Zusammenhänge ihrer mysteriösen Vergangenheit zu ergründen. In Nebenrollen sind Jude Law als Danvers’ Kree-Mitstreiter Yon-Rogg, Ben Mendelsohn als Skrull-Anführer Talos und Annette Bening als zwielichtige Supreme Intelligence zu sehen.

Die Handlung des neuesten Marvel-Kinofilms lässt sich nicht konkreter wiedergeben, ohne zu spoilern, also ohne entscheidende Details zu verraten. Denn die Story ist raffiniert und sehr wendungsreich. Sie basiert lose auf einem Handlungsstrang, den Marvel-Experten aus den „Avengers“- und „X-Men“-Heften kennen – und natürlich aus den Comics um „Captain Marvel“, der in den 60er-Jahren zunächst ein männlicher Superheld war und erst Jahre später von einer Frau abgelöst wurde. Starke Frauen sind im Marvel Cinematic Universe immer noch klar in der Unterzahl. Dass Disney und Marvel nun endlich die erste Titelheldin ins Rennen schicken, ist daher eine willkommene, ja überfällige Ergänzung.

Brie Larson nimmt den voreiligen Kritikern – und Internettrollen – den Wind aus den Segeln. Als Superheldin macht sie eine gute Figur. Ebenso der 70 Jahre alte Samuel L. Jackson, der an ihrer Seite problemlos als knapp 50-Jähriger durchgeht.

Das optisch ansehnliche Spektakel punktet mit seiner smarten Story, mit witzigen Dialogen und sehr originellem Humor, der nicht nur die Technologie und Gepflogenheiten der 90er-Jahre in einem neuen Licht erscheinen lässt, sondern auch Katzen. Die Katze Goose ist der heimliche Star des Films. Gelungen ist auch der weiblich dominierte Soundtrack mit Instrumentalmusik der Komponistin Pinar Toprak und 90er-Jahre-Hits. Warner Bros. und DC haben es 2017 mit „Wonder Woman“ erfolgreich vorgemacht. Das Superhelden-Epos mit Gal Gadot gefiel Kritikern und Zuschauern. Ob das „Captain Marvel“ auch gelingt?

„Captain Marvel“ USA 2019, 124 Min., FSK o. A., R: Anna Boden, Ryan Fleck, D: Brie Larson, Samuel L. Jackson, Annette Bening, Jude Law, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OmU), UCIs Mundsburg, Otmarschen Park, Wandsbek; https://disney.de/filme/captain-marvel