„Du bist in dem Alter, bevor Jungs zu Arschlöchern werden.“ Der Satz, den ein Mädchen dem 13-jährigen Stevie sagt, bringt das Dilemma, das Jonah Hill im Regiedebüt „Mid90s“ erzählt, auf den Punkt. Stevie lebt mit Mutter und Bruder in Los Angeles, versucht unfallfrei durch die Pubertät zu kommen und schließt sich einer Skatergang an. Der Umgangston ist rau, der Zusammenhalt groß. Es ist der Versuch eines schmächtigen Jungen, cool zu werden.

Hill demontiert die toxische Maskulinität seiner Helden. Die Jugendlichen lassen homophobe Sprüche fallen, reden abfällig über Frauen und zeigen keine Emotionen. Es ist das Lebensgefühl einer Generation – immer auf Höhe der Bretter, die hier die Welt bedeuten, einem Stück Holz mit vier Rollen. Im wunderbar melancholischen Coming-of-Age-Film lässt Hill die 90er-Jahre auferstehen – irgendwo zwischen Richard Linklater und Harmony Korine. So ein kleines Meisterwerk hätte man ihm nicht zugetraut.

„Mid90s“ USA 2018, 85 Min., ab 12 J., R: Jonah Hill, D: Sunny Suljic, Katherine Waterston, Lucas Hedges, täglich im Abaton (OmU), Savoy (OF), Zeise (OmU), www.mfa-film.de/kino/id/mid90s