Eigentlich sieht man Devid Striesow zurzeit auf der Bühne des Schauspielhauses häufiger in Edward Albees Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Er spielt darin George, der seiner Partnerin Martha (Maria Schrader) in abgrundtiefer Hassliebe verbunden ist. Das Stück ist ein großer Erfolg und wird womöglich auch in der kommenden Spielzeit im Programm stehen.

Zur Erholung von dem Beziehungs-Dauerzoff liest der 45-Jährige heute zur Abwechslung mal. Dafür hat er sich die David Sedaris’ Erzählungen aus dem Band „Calypso“ ausgesucht. Der US-Autor schreibt darin autobiografische Geschichten und schlägt dabei einen ganz besonderen tragikomischen Ton an, der ihm in einer Rezension in der „Süddeutschen Zeitung“ das Attribut „Buchhalter des Absurden“ eingebracht hat. Es geht um den Selbstmord seiner Schwester, die Alkoholkrankheit seiner Mutter, um eine Tumorerkrankung, aber auch um die politische Unkultur unter US-Präsident Donald Trump. Sedaris beschreibt Narzissmus, Weltekel und das heftige Konsumverhalten seiner Figuren. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sieht darin „die Analyse des kulturellen Verfalls und zugleich ihr Symptom“.