Hamburg.

Die Antwort kommt ohne große Überlegung. „Ja!“ sagt Dominic Raacke auf die Frage, ob er einer Person aus seinem nächsten Umfeld eine Niere spenden würde. Die Figur, die er in Stefan Vögels Komödie „Die Niere“ spielt, tut sich mit der Antwort deutlich schwerer. „Es ist schwer bei so was einfach ... also spontan ... so geradeheraus ... ja zu sagen. Ich meine, es betrifft ja auch meine EIGENE Gesundheit“, antwortet Arnold seiner Frau Kathrin, als die ihn damit konfrontiert, dass sie an einer Nieren-Insuffizienz leidet. Im Verlauf des Stückes entspinnt sich ein ziemliches Rumgeeiere über die Frage, wer denn nun als Spender infrage kommt. Denn auch Diana und Götz, ein befreundetes Ehepaar, werden in diese wichtige Entscheidung miteingebunden.

Raacke ging einst nach New York, studierte Schauspiel bei Lee Strasberg. Für Raacke, den Fernsehstar und beliebten Berliner „Tatort“-Ermittler, ist die Rolle des Arnold der späte Einstieg in das Theaterfach. „Seit meiner Schulzeit habe ich nicht mehr Theater gespielt. Damals auf dem Gymnasium in Hanau war ich mit Feuer und Flamme dabei, habe in ,Leonce und Lena‘ und in Slavomir Mrozeks „Tango‘ mitgespielt. Doch nach einer zweijährigen Hospitanz an den Bühnen Frankfurt und dem Blick hinter die Kulissen entzauberte sich das Theater“, erzählt er. Anschließend ging er nach New York, studierte bei Lee Strasberg, begeisterte sich für das Kino des New Hollywood und verehrte Schauspieler wie Al Pacino, Robert De Niro und Christopher Walken. „,Deer Hunter‘ habe ich bestimmt zehnmal gesehen“, erinnert er sich. Zurück in Deutschland, entschied sich Raacke für Film und Fernsehen, die ihm große Popularität bescherten. „Das Theater hat sich dagegen immer mehr entfernt“, sagt er.

Erst als er 2014 nach 36 Folgen als „Tatort“-Hauptkommissar Till Ritter seinen Abschied genommen hatte, war der Weg frei für das Theater. Zuerst übernahm Raacke 2016 eine kleinere Rolle bei den Nibelungen-Festspielen in Worms, 2018 spielte er dann die Uraufführung von „Die Niere“ im Theater am Kurfürstendamm. „Zuerst ist natürlich Lampenfieber da, aber wenn dann das Publikum am Ende des Stücks applaudiert, ist das wie bei einem Fallschirmsprung. Das Adrenalin schoss nur so ein. Theater war wie eine Wiedergeburt und ein Erinnern an die alten Schulzeiten.“Vom 22. Februar bis Anfang April steht Dominic Raacke erstmals in der Komödie Winterhuder Fährhaus auf der Bühne. Theater ist für ihn nach den Erfahrungen mit „Die Niere“ zu einer neuen Liebe geworden: „Auch die Proben machen Spaß. Du hast sechs Wochen lang Zeit, eine Rolle zu entwickeln. Proben gibt es beim Film kaum, bei den Dreharbeiten musst du dich allein vorbereiten.“Seine Figur in „Die Niere“ gehört nicht unbedingt zu den Sympathieträgern. Arnold ist ein erfolgreicher Architekt, selbst zentriert, von sich überzeugt und ein Narziss. „Aber solche Typen liebt das Publikum und wir als Schauspieler auch. Zu sehen, wie diese Figuren fallen, das ist spannend und macht sie interessant“, sagt Raacke über diesen typischen modernen Karrieristen.

Nach dem Gastspiel in Winterhude dreht er eine Komödie für das Kino, aber das Theater lässt ihn nicht los: „Wir suchen nach einem gutem zeitgenössischem Stück, aber die sind gar nicht so einfach zu finden.“

„Die Niere“ Premiere Fr 22.2., 19.30, bis 7.4., Komödie Winterhude (U Hudtwalckerstr.), Hudtwalckerstr. 13, Karten 17,50 bis 49,-: T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de