Man mag sich kaum sattsehen an diesem Hightech-Wun­derwerk. Es ist verblüffend, wie lebendig diese computer­generierte Science-Fiction-Märchenwelt scheint, wie technisch ausgefeilt und detailverliebt diese digitale Zukunftsvision zwischen „Terminator“ und „Blade Runner“ daherkommt. Mit der Manga-Adaption „Alita – Battle Angel“ haben Regisseur Robert Rodriguez und Produzent James Cameron einen Meilenstein in Sachen Computerkino gesetzt, der nicht nur durch handwerkliche Brillanz, sondern auch durch emotionale Tiefe überzeugt.

Seit fast 20 Jahren werkelte Cameron, Schöpfer von „Terminator“, „Titanic“ und „Avatar“, an der Realverfilmung des japanischen Mangas „Battle Angel Alita“ von Zeichner Yukito Kishiro. Doch sein Einsatz für „Avatar“ – er arbeitet gleich an mehreren Fortsetzungen – ließ ihn „Alita“ immer wieder auf Eis legen. Bis vor ein paar Jahren der Entschluss reifte, die Regie an Robert Rodriguez („Sin City“) abzugeben, ohne sich freilich ganz vom Projekt zurückzuziehen. Er stand ihm als Produzent und Berater zur Seite.

Der Film hat alles, was Kinoentertainment ausmacht. Finstere Schurken und große Gefühle, ausgefeilte Action und überraschende Wendungen, sensationelle Effekte und pointiert entwickelte Charaktere, die mehr sind als bloße Staffage für einen technischen Overkill. Vor allem Hauptdarstellerin Rosa Salazar kann als Teenager-Cyborg Alita, halb Mensch, halb Maschine mit großen Manga-Augen, überzeugen, wenn sie wie in einer Art Coming-of-Age-Story langsam begreift, wer sie eigentlich ist.

Alita begreift, dass sie einst als eine Kampfmaschine konzipiert wurde

Wir schreiben das Jahr 2365, 300 Jahre nach dem letzten großen Krieg liegt die Erde in Trümmern. Menschen und Maschinen leben zusammen in der letzten Metropole Iron City, über der eine weitere Stadt schwebt, zu der die Bewohner Iron Citys keinen Zugang haben. Hier unten lebt der Wissenschaftler Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz), der Menschen und Cyborgs Praxis mit Prothesen versorgt, deren Teile er auf einem Schrottplatz zusammenklaubt. Hier findet er den Kopf eines zerstörten Cyborgs, dessen Gehirn noch völlig in Takt ist, und baut die Mensch-Maschine wieder zusammen.

Er nennt sie Alita und kümmert sich um sie wie ein Vater. Alita versucht, sich in der für sie neuen Welt zurechtzufinden. Doch obwohl ihr Körper funktioniert, kann sich das großäugige Mädchen nicht an ihre Vergangenheit erinnern. Dr. Ito tut alles dafür, dass es auch so bleibt. Doch mehr und mehr kehren Erinnerungsfetzen zurück, und Alita begreift, dass sie einst als Kampfmaschine konzipiert wurde, als hoch entwickelte Waffe, deren Technologie seit 300 Jahren als verschollen galt. Das bringt finstere Gegner auf den Plan, die die Gefahr erkennen, die von Alita ausgeht. Allen voran der zwielichtige Vector (Mahershala Ali) und die ihm zur Seite stehende Chiren (Jennifer Connelly). Vector will den Cyborg zerstören und hetzt seine Maschinenschergen auf Alita. Doch deren kämpferische Fähigkeiten kehren schneller zurück als erwartet. Sie wird sogar zum Champion eines futuristischen Sports namens Motorball, bei dem sich Cyborgs in einer Art Sechs­tagerennen durch eine Arena kämpfen.

Sie entwickelt aber auch Gefühle für den jungen Skateboarder Hugo (Keean Johnson), der ihr hilft, sich zurechtzufinden und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die kehrt zunächst in Träumen zurück und macht Alita mehr und mehr klar, dass sie als Kämpferin geschaffen wurde. In imposanten Actionszenen erwehrt sie sich stahlglänzenden Killern mit Menschenköpfen wie des überheblichen Zapan (Ed Skrein) oder eines kettenbewehrten Monsters namens Grewishka (Jackie Earle Haley). Taucht man ein in diese absonderliche Welt, kann man sich ihrer Faszination nicht mehr entziehen. 200 Millionen Dollar soll die Produktion gekostet haben. Man sieht es ihr an. Der finale Cliffhanger stellt klar, dass Rodriguez und Cameron die Fortsetzung bereits auf der Festplatte haben.

„Alita: Battle Angel“ USA 2019, 122 Min., ab 12 J., R: Robert Rodriguez, D: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Ed Skrein, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek; www.fox.de/alita-battle-angel