„Wer sind diese großartigen Spinner?“, fragten wir uns noch, als Ghost 2011 vor handverlesenen 50 Besuchern im MarX spielte. Ein untoter Kirchenfürst namens Papa Emeritus und sechs namenlose, maskierte Ghule zelebrierten Okkult- und Hardrock im Stil der 70er derart überzeichnet, dass der Spaß ebenso groß war wie die Gewissheit: Aus denen wird nie etwas.

Seitdem ist eine Menge passiert, was man schon an der Tatsache erkennt, dass Ghost am 18. Februar nicht im winzigen MarX, sondern in der großen Sporthalle auftritt. Das vierte, im Juni 2018 erschienene Album „Prequelle“ ging Top Ten in den USA, in Großbritannien, in Deutschland und in Skandinavien, der Heimat des Ensembles. Viel Gold, Silber und Grammys schmücken die Vitrine der schwedischen Band.

Dabei dachte man als langjähriger Beobachter von Ghost, dass sich das Konzept der Anonymität der Musiker und das satansbratige Showkonzept schnell verbrauchen würde. Spätestens, als die ersten Ghule 2017 keine Lust mehr auf das Dasein als Werkzeuge von Papa Emeritus hatten, die Masken abnahmen, die Namen der Musiker inklusive Sänger Tobias Forge offenlegten und vor Gericht zogen, hatte sich das Mysterium von Ghost eigentlich erledigt.

Aber Tobias Forge hatte schon immer einen bis ins kleinste Detail, vom Artwork der Fanartikel bis zum Showprogramm ausgearbeiteten Masterplan. Die vier Alben „Opus Eponymous“ (2010), „Infestissumam“ (2013), „Meliora“ (2015) und „Prequelle“ zeigen eine deutliche Entwicklung sowohl zu immer mehr kompositorischer Opulenz und Progressivität als auch zu Zugänglichkeit für ein größeres Publikum. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber Forge ist wohl mit jemandem im Bunde, um seine Vorbilder wie KISS, King Diamond, Stooges und Venom geschickt in Ghost zu vereinen. Songs wie „He Is“, „Year Zero“ oder der traditionelle Konzertabschluss „Monstrance Clock“ sind jedenfalls echte Mitsing-Hits.

Auch die Show ist über die Jahre abwechslungsreicher geworden. Aus Papa Emeritus I., II. und III. ist mittlerweile Cardinal Copia geworden, in zwei Akten wird auf der aktuellen Tour in 150 Minuten aus dem unnahbaren Finsterling ein schwarzhumoriger Entertainer. Das hat etwas von einem neuen Soundtrack für das Puppen-Grusical „Nightmare Before Christmas“ oder einer Halloween-Party – „Dance Macabre“, Rock-Theater. „Mein Job ist es nun einmal, Ghost so groß zu machen, wie es nur geht“, erzählte Forge, mittlerweile unmaskiert, kürzlich der „HAZ“. Wie groß wird Ghost noch? Nur der Himmel scheint die Grenze zu sein. Oder besser: die Hölle.

Ghost, Candlemass Mo 18.2., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 55,25 im Vorverkauf; www.ghost-official.com