Die damals noch unaufgeklärte Entführung des Babys von Charles Lindbergh war für Agatha Christie der Anstoß, um ihren Roman „Mord im Orient-Express“ zu schreiben, der 1934 erschien und zu einem ihrer beliebtesten Bücher wurde.

Das blieb auch der Filmindustrie nicht verborgen. Der Stoff ist mehrfach fürs Kino und für das Fernsehen verfilmt worden. Im Rahmen seiner Reihe „Original: Remake“ zeigt das Metropolis nun zwei Versionen.

Sidney Lumet erzählte 1974 die Geschichte des Zuges, der auf der Fahrt von Istanbul nach Wien in einer Schneewehe steckenbleibt. Dabei wird entdeckt, dass ein reicher amerikanischer Industrieller mit einem Dutzend Messerstichen ermordet worden ist. Unter den wohlhabenden Reisegästen ist auch der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, der die Mitreisenden zu verhören beginnt.

Als „elegant und stilvoll“, lobte der „Motion Picture Guide“ Lumets Verfilmung. Der vor wenigen Tagen gestorbene Charakterdarsteller Albert Finney ist als Poirot zu sehen und führt eine glanzvolle Besetzung an: Unter anderem sind Lauren Bacall, Michael York, Jacqueline Bisset, Sean Connery und Vanessa Redgrave dabei. Ingrid Bergman sollte ursprünglich die Rolle der Prinzessin Dragomiroff spielen, überredete Lumet dann aber, sie die schwedische Missionarin spielen zu lassen – und gewann dafür einen Oscar. Insgesamt war der Film in sechs Kategorien für die Auszeichnung nominiert.

Als Kenneth Branagh sich vor zwei Jahren an die Regie-Arbeit machte, war das schon die sechste Verfilmung der Geschichte. Findige Zuschauer machten den Regisseur später auf einen Fehler aufmerksam. Am Anfang sieht man Bilder aus Jerusalem, die die Stadt im Jahr 1934 zeigen sollen. Man sieht auch die vergoldete Kuppel des Felsendoms, aber die war bis 1962 schwarz. Branagh, der den Poirot gleich selbst spielte, hatte ebenfalls eine tolle Besetzung: Penélope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Derek Jacobi und Michelle Peiffer. Einen Oscar konnte sich zwar niemand von ihnen abholen, aber der Film gewann internationale Design- und Kostümpreise.

„Mord im Orient-Express“ Fr 15.2., 19.30 (Film von 1974) + Fr 15.2., 22.00 (Film von 2017), Metropolis (U Stephansplatz), Kleine Theaterstraße, Eintritt jeweils 7,50, jeweils englischsprachiges Original mit Untertiteln; www.metropoliskino.de