Es raunt poetisch in den Wipfeln der Wälder, auf den Höhen der Yoshino-Berge im Süden Japans. Die Reisejournalistin Jeanne (Juliette Binoche), eine Französin mittleren Alters, ist hier auf der Suche nach einer sagenumwobenen Pflanze. Die trägt nicht von ungefähr den Namen des Hildegard-von-Bingen-Films „Vision“. Sie soll nur alle 997 Jahre erblühen und den Menschen von seinen Ängsten und Schwächen heilen.

Einigermaßen aufdringlich macht sie es sich im Holzhaus des schweigsamen Tomo (Masatoshi Nagase) gemütlich. Ausgiebig geht sie auf Tuchfühlung mit der prachtvollen, immergrünen Natur. Und dann auch mit dem Hausherrn. Der verbringt die meiste Zeit damit, beunruhigende Veränderungen im Wald wahrzunehmen, die Jeanne freilich als Anzeichen für die nächste Blüte der Vision nimmt.

Wer das Subgenre des spirituellen Kinos schätzt, dürfte auch für diesen Film der renommierten japanischen Regisseurin Naomi Kawase empfänglich sein. Dank überwältigender Naturaufnahmen fühlt sich „Die Blüte des Einklangs“ bisweilen an wie das Konzentrat eines tagelangen Waldspaziergangs und schmeckt wie nach über­süßem Sirup.

Die wunderbare Juliette Binoche spielt gewohnt ernst. Wenn „Die Blüte des Einklangs“ auch den Filmgeschmack der aktuellen Berlinale-Jurypräsidentin widerspiegelt, steigen die Chancen, dass der diesjährige Bären-Sieger die wenigsten vom Hocker reißen wird.

„Die Blüte des Einklangs“ J/F 2018, 110 Min., o. A., R: Naomi Kawase, D: Juliette Binoche, Masatoshi Nagase, Takanori Iwata, täglich im Blankeneser, Zeise; www.die-bluete-des-einklangs.de