Entertainer und Sänger Bill Ramsey wusste es schon 1962: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.“ Längst hat der gebürtige Amerikaner Ramsey (inzwischen 87) Hamburg zu seiner Heimat gemacht. Und jetzt ist die Hansestadt die deutsche Krimi-Metropole.

Meint auch Michael Friederici, der Veranstalter der „Schwarzen Nächte“. Die Krimi-Lesereihe hat nach dem Auszug aus der Speicherstadt-Kaffeerösterei im Café-Bistro Bey’s in Ottensen eine neue Heimstatt gefunden. Sie bietet an diesem Dienstag zum Start ins zehnte Jubiläumsjahr eine Premiere: Erstmals werden bei einer „Schwarzen Nacht“ die jüngst mit dem Deutschen Krimipreis gekürten Romane vorgestellt –gleich fünf der sechs haben mit Hamburg zu tun.

Allen voran „Mexikoring“ von Simone Buchholz, in der Kategorie national mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Die passionierte St. Paulianerin überzeugte die Jury mit einem neuen Krimi um ihre Protagonistin, die Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley. In "Mexikoring“ (Suhrkamp-Verlag) werden in Hamburg Nacht für Nacht wahllos Autos angezündet – in einem jedoch sitzt noch jemand, der Sohn eines Gangster-Clans. Auch der zweite Platz, Matthias Wittekindts Kriminalfall „Die Tankstelle von Courcelles“, hat Hamburg-Bezug, ist der Verlag Edition Nautilus doch in Ottensen ansässig. Und den dritten Preisträger, Max Annas’ dystopischer Politroman „Finsterwalde“, verantwortet der noch immer in Reinbek bei Hamburg sitzende Rowohlt-Verlag.

Der schon länger in Hamburg ansässige Verlag Atrium stellt mit „64“ von Hideo Yokoyama den ersten Platz in der internationalen Wertung. In dem japanischen Thriller stehen Entführung und Tod von zwei Mädchen im Mittelpunkt, eine ist die Tochter eines Polizeisprechers. Den dritten Platz belegt Denise Mina mit „Blut Salz Wasser“ (Blood Salt Water), deutsch von Zoe Beck, erschienen bei Ariadne, der politischen Frauenkrimireihe des Argument Verlags aus dem Karo-Viertel. Nur beim zweitplatzierten „Krumme Type, krumme Type“ von Tom Franklin (Crooked Letter/Pulp Master) lässt sich kein Hamburg-Bezug ermitteln.

Der 1985 vom Bochumer Krimi-Archiv initiierte Deutsche Krimipreis ist bis heute undotiert. Eine öffentliche Preisverleihung ist auch 2019 nicht geplant, und so springt die 138. „Schwarze Nacht“ quasi für die erst in der Vorwoche gekürten Preisträger ein. Weil selbst die Hamburgerin Simone Buchholz nicht so schnell zu verpflichten war, hat Veranstalter Friederici kompetente Vorleser engagiert: Kirsten Reimers, Sprecherin der Jury des Deutschen Krimipreises, sowie der Hamburger Schauspieler und Sprecher Sebastian Dunkelberg lesen heute Auszüge aus den sechs Romanen der sechs Autoren. Laut Jury-Begründung alles Krimis, „in denen sie dem Genre literarisch gekonnt und inhaltlich originell neue Impulse geben“.

„Deutscher Krimipreis!“ Di 29.1., 20 Uhr Bey’s (S Altona), Ottenser Hauptstraße 64, Eintritt 7 Euro