Von jeher sind die „Erneuerbaren Lesetage“ eine politische Veranstaltung. Das war im Jahr 2011 so, als das Festival als Reaktion auf die „Vattenfall-Lesetage“ ins Leben gerufen wurde. Das ist auch nach deren Ende 2013 so geblieiben, ebenso der freie Eintritt für die Besucher. Und das Festival solle nicht mehr nur einmal jährlich, sonden öfter stattfinden und „direkt auf politische Geschehnisse reagieren“. Das sagte Frank Otto, unternehmerischer Freigeist und Vorstand des veranstaltenden Vereins Kultur für alle, schon 2017 – vor dem G20-Gipfel in Hamburg mit Gewaltexzessen einerseits und der Aussetzung von Grundrechten andererseits.

Deshalb läuft, begleitend zu den achten „Erneuerbaren Lesetagen“, im Kunsthaus Hamburg (Klosterwall 15) noch mal die Ausstellung „Die Diskreditierten“. Vom 20.1. bis 4.2. (Di–So, 11 bis 18 Uhr) zeigt sie Arbeiten der Pressevertreter, die bei den Gipfeln 2007 in Heiligendamm (G7) und in Hamburg (G20) ausgesperrt wurden.

„Protest & Widerstand“ lautet das Motto des Festivals. Es beginnt an diesem Sonnabend um 19.30 Uhr im Kunsthaus mit der Diskussion zum Thema „Der geübte Rechtsbruch“. Mit dabei sind Ungarns Pulitzer-Preisträger Attila Mong, WikiLeaks-Gründerin Birgitta Jonsdottir aus Island und Schriftsteller Dogan Akhanlim (Türkei). Die Veranstaltung am Sonntag (11 Uhr) in der Talmund-Tora-Schule im Grindel-Viertel steht unter Erich Kästners mahnendem Satz „Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird“. Die Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano und Margot Friedlander sprechen mit Ex-Bundespräsidenten-Kandidatin Beate Klarsfeld, und Schauspielerin Barbra Auerl liest (Einlass hier nur mit im Internet reserviertem Tickets zu 5 Euro und Personalausweis).

Im Markk (Rothenbaumchaussee 64) präsentieren Opernsänger Thomas Quasthoff und Schauspieler David Bennent mit dem Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu am Montag die Streitschrift „Der kommende Aufstand“. Das Markk ist Mittwoch auch Ort der szenischen Lesung des Nanni-Balestrini-Romans „Der Verleger“ mit Bibiana Beglau, Felix Klare und Blixa Bargeld (Neubauten). Regie: Michael Farin.

Fußballhistorisch und nachdenklich geht es am Dienstag (jew. 19.30 Uhr) im Millerntor-Stadion zu: Außer Buchautor Kevin Sampson lesen und diskutieren die Ex-Profis Dietmar Hamann (FC Liverpool) und Marco Bode (Werder Bremen) sowie Oke Göttlich und Ewald Lienen vom FC St. Pauli mit Krimi-Autorin Simone Buchholz über die Hillsborough-Katastrophe in Sheffield von 1989 mitsamt der Folgen für den Volkssport Fußball und die Sicherheit im Stadion. Sampson deckte auf, dass nicht etwa die Fans, sondern die Polizei hauptverantwortlich für 96 Tote und fast 800 Verletzte war.

8. „Erneuerbare Lesetage“ Sa 19.–Mi 23.1., jew. 19.30 (Einlass 19.00), auch 3.2. + 14.2., Eintritt frei; www.lesen-ohne-atomstrom.de