Bielefeld, soweit die Verschwörungstheorie, sei ja eine Stadt, die es gar nicht gäbe. Diese Satire entstand schon 1994. Damals, vor 25 Jahren, machte Melanie Haupt in ihrer Geburtsstadt gerade Abitur. Und mehr denn je ist sie Beweis dafür, dass in der 330.000-Einwohner-Stadt im Regierungsbezirk Detmold doch intelligentes Leben existiert(e)– neben Oliver Welke, Ingolf Lück und dem in Hamburg gut bekannten Gustav Peter Wöhler.

Melanie Haupt zog es nach ihrer Reifeprüfung nach Essen an die Folkwang-Hochschule zum Schauspiel-, Gesangs und Tanzstudium, das sie mit Diplom abschloss. Seitdem zeigt sie, dass es sehr wohl komische Frauen in der Kleinkunstszene gibt, die nicht bloß auf der Comedy-Dauerwelle reiten. Bereits 2001 gewann die Schauspielerin und Kabarettistin den Ralph-Benatzky-Chanson-Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin, 2009 mit dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen für „Sushi“ und 2012 im Trio Frau der Ringe mit „Proseccopack“ jeweils den Preis für das beste Programm der Leipziger Lachmesse, dem großen europäischen Festival für Humor und Satire.

In Hamburg hat die Wahlberlinerin Melanie Haupt, deren Solo den Titel „Hauptquartier“ trägt, bisher vor allem als kongeniale Partnerin des Satire-Entertainers Bodo Wartke Eindruck hinterlassen – sowohl auf der Stadtparkbühne als auch im Vorjahr im Schmidt Theater. Da spielten beide die Tragödie „Antigone“ als furioses Kabarett-Theater in Reimkultur und mit 20 Rollen auf die Bühne. Und Haupt stöhnte darin als Gefängniswächter wie eine Marlene Jaschke de luxe – nur ohne Topfhut.

An diesem Donnerstag und Freitag gibt die Komödiantin mit Judith Jakob und Fabienne Hollwege auf Hamburgs Theaterschiff erstmals „Frauen an der Steuer“. In dem von Haupt mit Eva Martens 2015 fürs Berliner Kabarett Die Distel geschriebenen musikalischem Stück wird das deutsche Steuersystem hinterfragt. Was das mit dem Universum zu tun hat? Beides habe einen Knall, meinen Haupt und ihre Kolleginnen in ihren Rollen.

Als die drei Freundinnen Marlies, Karo und Ilona wollen sie einen kleinen Fischimbiss retten, den das Finanzamt im Visier hat. Nur wie? Rechter Weg oder linke Tour? Im Dickicht der Steuerbürokratie mit Schätzungen, Prüfungen und Liebhaberei stoßen sie nämlich auch auf globale Finanzhaie die durch halbillegale Machenschaften ihr Vermögen sogar noch vermehren.

„Wenn Frauen auf dem Umsatz abdrehen“, heißt es im Untertitel des Programms. Ein Steuerkunststück verspricht es dennoch zu werden. „Witzig, kurzweilig und erkenntnisreich“, urteilte der Deutschlandfunk. „Eigentlich müsste man die Eintrittskarten von der Steuer absetzen können.“ Vielleicht ja ein Tipp für Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Der ist zwar in Osnabrück geboren, aber in Hamburg noch bekannter als Melanie Haupt.

„Frauen an der Steuer“ Do 17./Fr 18.1., 19.30, „Das Schiff“ (U Rödingsmarkt), Holzbrücke 2, Karten 12,50 (erm.) bis 31,-: T. 69 65 05 60; www.theaterschiff.de