Erst wurde es dem Schmidt-Imperium zu bunt, dann dem Künstler selbst. Im Jahr 2015 zog es Kay Ray vom Schmidt und Schmidts Tivoli ins ­Gruenspan an die Große Freiheit. Mit seiner „Kay Ray Late Night“ hatte der Entertainer mit der schrillen Punk-Frisur bis dato regelmäßig an jedem ersten Freitag des Monats das Tivoli gerockt – elf Jahre lang, so manches Mal bis zum Morgengrauen.

Der gelernte Friseur aus Georgsmarienhütte, der in Hamburg im Pulverfass Cabaret sein Unterhaltungshandwerk erlernt hatte, ist noch immer einer der ungewöhnlichsten Männer der deutschen Kleinkunst-Szene. Aus dem „schwulen Edding“, wie sich der Paradiesvogel mit dem bunten Kopfschmuck zu wilden Schmidt-Zeiten selbst genannt hatte, ist längst ein bi­sexueller leidenschaftlicher Familienvater aus dem Hamburger Norden geworden. Kay Ray, mit bürgerlichem Namen Kai David, steht dazu, ebenso zu seiner natürlichen Haarfarbe. Oder er färbt sich die Haare bloß noch blond.

Ray versuchte sich auch als Kabarettist, gastierte mit zwei Tour-Programmen („Yolo“, „Wonach sieht’s denn aus?“) zweimal im Eppendorfer Lustspielhaus. Noch immer gilt er als Enfant terrible der Kleinkunst: Kay Ray springt zwischen Obszönitäten unter der Gürtellinie und politischen Themen im Oberstübchen; auf der Bühne arbeitet er gern assoziativ. Das und sein Gesang haben den heute 53-Jährigen als Moderator der „Schmidt-Wintergala“ und Gastgeber seiner Late-Night-Show populär gemacht, eigener Fan-Club inklusive.

„Late Night ist Kindergeburtstag für Erwachsene“, hat Kay Ray vor ein paar Jahren treffend formuliert. Dazu gehörten außer politisch Unkorrektem auch „Saufspiele mit Musik und Quatsch drumherum“ – und Zigaretten auf der Bühne. Beim Schmidt-Comeback nach fast vier Jahren Pause baut der Entertainer auf seine bewährte Kay Ray Band. Die intoniert je nach Laune des Gastgebers Schlager und Pop-Evergreens, sogar Hymnen. Liederwünsche oder singende Gäste sind willkommen (Kontakt: latenight@kay ray.de). Auch die Rubrik „Zwei Lieder und eine Frisur“, bei der er singend die Haare eines Gastes schneidet, sollte der Humor-Dienstleister nicht verlernt haben. Zunächst einmal alle drei Monate lädt Kay Ray im Schmidt zu seiner ganz speziellen Party.

„Kay Ray Late Night“ Fr 4.1., dann 5.4. und 5.7., jeweils 23.59 Uhr, Schmidt Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24, Karten zu 14,10 bis 29,50 Euro unter T. 31 77 88 99