Von jeher üben Unterwasserwelten einen mystischen Zauber aus. Die Angst vor der Tiefe ist uralt, schon im Lied von den zwei Königskindern können die nicht zusammenkommen, weil das Wasser nicht zu weit, sondern zu tief ist. Schwimmen lernen allein reicht nicht. Es gibt aber auch die Sehnsüchte in die fremde Welt, die Märchen von der Liebe zu Meerjungfrauen und den Rausch der Tiefe, dem schon mancher Taucher erlag.

Selbst das Kino aber, das uns schon alle Welten erschlossen hat – die Arktis und andere Extreme, das All in Sci-Fi-Spektakeln, sogar fiktive Universen wie Mittelerde –, selbst das Kino kann das Wasser nicht beherrschen. Auch bei der modernsten Digitalkamera wabern die Bilder im Wellengang, schwebt die Welt im Ungefähren. Unter Wasser, ein letztes großes, entrücktes Rätsel.

Oder doch nicht? Nachdem die Comicschmiede Marvel im Kino mit ihren „Avengers“- Helden einzeln und im Kollektiv immerzu Rekorde bricht, hat auch der ewige Konkurrent DC Comics, wenngleich weniger glücklich, seine alten Superhelden Bat- und Superman reanimiert. Und auch mit weniger berühmten Heroen zur „Justice League“ vereint, wie Wonder Woman, die prompt einen eigenen Film bekam, und Aquaman, der nun auch sein Solo kriegt.

Aquaman landet schließlich sogar wie Prophet Jona in einem Wal

Das entführt uns jetzt unter Wasser, ins sagenumwobene Atlantis, von dem schon die Antike träumte. In entlegene Welten, mit vielerlei Meeresgetier und auch viel menschenähnlichen Wesen. Aber, ach, auch die sind leider nicht so entrückt-erhaben wie die Aliens, die in James Camerons Klassiker „Abyss“ unter Wasser über uns wachten. Nein, sie rüsten wie die Erdlinge zum Krieg gegenein­ander und reiten auf Heerscharen von Haien oder Seepferden aufeinander los.

Aber einer soll es richten. Aquaman, der Sohn eines Menschen und einer Meereskönigin (die von Nicole Kidman ziemlich feucht und mit traurig tropfenden Dreadlocks gespielt wird). Die Mama soll wegen des Bastards von ihrem Volk getötet worden sein. Das Kind aber hat von ihr Superkräfte geerbt.

Erwachsen geworden, kämpft dieser Arthur Curry (Jason Mamoa aus „Game Of Thrones“) in den Wogen als ein Superman der Meere, der auch mit Jeans und schweren Stiefeln blitzschnell schwimmen kann. Und so super ist, dass man gar nicht weiß, warum es da noch eine Justice League braucht. Aber während Arthur/Aquaman doch eher an der Oberfläche bleibt, betreibt tief unten sein finsterer Halbbruder Orm (Patrick Wilson) eine ozeanische Revolte, die nicht nur die sieben Weltmeere überrollt, sondern auch auf die Kontinente überzuschwappen droht. Also ruft die Tiefe nach Rettung. Nach dem einen, der einen mythischen Dreizack in die Hand nimmt wie King Artus das Schwert Excalibur und damit aufräumt.

In der ersten Hälfte des überlangen Films entwirft Regisseur James Wan, eigentlich ein Horrorexperte („Saw“), bildgewaltige Fantasiewelten, bei denen sich die CGI-Experten mit Lust austoben. Nur um sie dann mit umso größerer Zerstörungswut wieder untergehen zu lassen. Dabei muss Aquaman Tsunami an Action bestehen, landet sogar wie Prophet Jona in einem Wal. Und immer wenn es zu dialoglastig wird, dräut unverhofft von irgendwoher eine neue Attacke. Dabei kommt der Held aus dem Haaretrocknen gar nicht mehr raus.

Dass die Menschheit gerade die Weltmeere verseucht und die Erderwärmung die Meeresspiegel ansteigen lässt, wird zwar angedeutet. Doch anstatt diese Öko-Message zu verfolgen, verliert sich der wässrige Plot in einer Utopie von Völkern, die in friedlicher Koexistenz leben könnten, wenn nur der Richtige kommt, um sie zu einen. Zunehmend entwickelt sich da ein unangenehmer Führerkult, vor dem sich Fisch und Fleisch demütig beugen muss. Das ist, bei aller Opulenz, ein schwerer Schlag ins Wasser.

AquamanAUS 2018, 140 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: James Wan, Darsteller: Jason Momoa, Nicole Kidman, Amber Heard, Willem Dafoe, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), UCIsMundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek