„Ruhe jetzt – Mutti singt!!“ heißt das neue Programm von Lisa Politt und Gunter Schmidt. Es geht um die Recherche nach der Bedeutung des gemeinsamen Gesanges in deutschen Wohnzimmern zur Weihnachtszeit. „Zu Weihnachten wird gesungen, damit nicht gestritten wird“, meint Lisa Politt, die Sängerin mit der Kodderschnauze und Chefin des Polittbüros. Über Politik sollte bei Familienfesten ebenfalls nicht geredet werden, denn Streit ist programmiert, das Erbteil eventuell in Gefahr und der Haussegen definitiv schief – und das an einem christlichen Feiertag. Bei allen guten Vorsätzen und dem Willen zu einem friedvollen Umgang miteinander, sitzt „Mutti“ Merkel doch mit am Tisch. Zu sehr hat ihre Politik das Land geprägt, es gibt kaum ein Thema, für das sie nicht mitverantwortlich ist.

Im aktuellen Programm haben Politt und Schmidt, der übrigens ausgebildeter Kirchenmusiker ist, „hauptsächlich von Lieblingskollegen geschriebene Lieblingslieder neu einstudiert“, wie Politt sagt. Songs von Thomas Pigor sind genauso dabei wie von Sebastian Krämer, Danny Dziuk und anderen. Außerdem hat die Sängerin Übersetzungen von englischen Popsongs gemacht, von denen es drei bis vier ins Programm schaffen werden. „Traditionell ist immer ein Lied von Elvis Costello dabei. Das ist für mich eine alljährliche sportliche Herausforderung und gilt unter Kollegen als schwierig“, so Politt.

Politts scharfer Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ist ungetrübt

Thematisch soll es in dem Weihnachts-Special vor allem über das Ritual des Schenkens zu Weihnachten gehen. „Ist es noch eine Belohnung der Kinder für das Wohlverhalten im vergangenen Jahr?“, fragt Politt und hat so ihre Zweifel. „Ist Weihnachten nicht zur familiären Plattform geworden, auf der die Erwachsenen mittels der Größe der Geschenke konkurrieren und das Ganze als Zuwendung verkaufen können?“ Problematisch findet die Kabarettistin auch den Autoritätsverlust des Wortes „Weihnachtsmann“. „Seit Weihnachtsmann zum Schimpfwort geworden ist, geht da nicht mehr viel. Knecht Ruprecht hatte als Warnung ja noch wenigstens eine Rute dabei.“

Politts scharfer Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ist ungetrübt. „Wir versuchen, möglichst ein Programm auf die Bühne zu bringen, das uns selbst interessiert und von dem wir der Meinung sind, dass es nicht sowieso schon überall auf den anderen Bühnen gezeigt wird: hinzuzufügen, was uns und anderen sonst fehlen würde. Ein linkes, der kritischen Aufklärung verpflichtetes Programm“, erklärt sie ihr Credo. Auch wenn Politt und Schmidt ihre aktuelle Show in die Vorweihnachtszeit gelegt haben, wird es nicht allzu besinnlich zugehen. „Ich mache meine Witze nicht zum Spaß“, hieß mal eine Hörfunk-Kolumne von Politt für den WDR. Dieser Satz gilt weiterhin für die Kunst der Kabarettistin und Sängerin. Anbiederung ist ihr zuwider.

„Ruhe jetzt – Mutti singt!!“ Di 25.12., 20 Uhr, Polittbüro (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten 20 Euro unter T. 28055467, bis 31.12.