Und plötzlich jault ein Hund. Mitten auf der Langen Reihe. Oder heult er sogar? Eva Hosemann registriert es beim Gang ins Café eher beiläufig, wenn auch amüsiert, nachdem sie ihre Zigarette ausgedrückt hat. Sie hat sich für ein paar Stunden freigemacht von der nahe gelegenen Bühne in St. Georg. Dort hat sie „Baskerville“ proben lassen. „Baskervillle“ – nicht etwa „Der Hund von Baskerville“. Jenen Roman von Sir Arthur Conan Doyle, den auch die Regisseurin Hosemann wie so viele aus der Babyboomer-Generation im Original aus dem Englischunterricht der gymnasialen Mittelstufe kennt – für manche bis heute eher Fluch als Segen.

„Baskerville“ indes ist eine recht neue Krimi-Komödie, die auf Doyles 1903 auf Deutsch veröffentlichtem Roman basiert. Das Stück des US-Dramatikers Ken Ludwig („Othello darf nicht platzen“) hatte erst 2015 in Washington D.C. Uraufführung gefeiert. Nun bringt Eva Hosemann „Baskerville“ am 10. November im Altonaer Theater zur Premiere.

Mit nur fünf Schauspielern, jedoch in 36 verschiedenen, teils sehr verschrobenen Rollen. „Ken Ludwig hat das Stück so geschrieben“, erläutert Eva Hosemann. Nur die Hauptfigur, der Privatdetektiv Sherlock Holmes (Gerd Lukas Storzer), und sein Gefährte Dr. Watson sind durchgängige Figuren. Der Rest sei eine „Theatertruppe auf Reisen“, mit der die Zuschauer quasi hinter die Kulissen schauen könnten. Ein Stück im Stück also.

Bis auf Herbert Schöberl stützt sich die Regisseurin aufs eingespielte Ensemble

Obwohl Holmes, „der Pionier der Täter-Ermittlung“, auch in dieser Komödie „Meister der Enttarnung“ sei, gehe es hier um „Täuschung aus einer Verwandlung heraus“, so Eva Hosemann. „Das macht den großen Reiz des Stückes aus“, meint die ausgebildete Schauspielerin, die in Altona gemäß dem Theater-Motto „Wir spielen Bücher“ bereits fünf Roman-Adaptionen inszeniert hat: von Jonas Jonassons „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ bis zu Ferdinand von Schirachs „Tabu“ (2017).

Vorteil für die Regisseurin: Bis auf den neu besetzten Herbert Schöberl als Dr. Watson kann sie sich auf ein eingespieltes Ensemble stützen. Als Stellvertreterin des Hamburgers Axel Schneider, seit 2014 künstlerischer Leiter der Burgfestspiele Jagsthausen im Landkreis Heilbronn, hatte sie in diesem Sommer bereits „Baskerville“ umgesetzt. Im Freien auf dem dortigen Burghof und im Theatersaal in Altona legt Eva Hosemann Wert darauf, dass die Schauspieler fürs Publikum auf der Bühne sichtbar fix die Kostüme und Rollen wechseln, nachdem etwa die Leiche von Sir Charles Baskerville im Morast gefunden worden ist. Am Tatort geben die Spuren eines riesigen Hundes und die geheimnisvolle Todesursache Rätsel auf.

Trotz dieses Verwirrspiels kam in den lauen, oft hellen Sommernächten in Jagsthausen nicht immer gleich gruselige Stimmung wie in einem Moor auf. Stattdessen hatte Eva Hosemann den Schauspielern nahegelegt, zur Not auch fröhliches Vogelgezwitscher oder einen auf die Schnelle misslungenen Kostümwechsel ins Stück mit einzubauen. Zusätzliche Slapstick-Effekte. „Baskerville“ soll schließlich eine Komödie sein.

In Altona gestaltet Hosemann das Bühnenbild jetzt selbst. „Im Saal gibt es viel Nebel, richtiges Hundegeheul und ganz viel Grusel-Sound.“ All das ist an diesem sonnigen Gesprächsnachmittag in St. Georg noch recht weit weg, als die Regisseurin zurück zur Probebühne geht.

„Baskerville“ Premiere Sa 10.11., 20 Uhr, bis 14.12., Altonaer Theater (S Altona), Museumstraße 17, Karten 17 bis 38 Euro unter T. 39 90 58 70